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INEOS Grenadiers haben für 2026 bislang 22 Fahrer bestätigt – acht Plätze sind noch frei. Doch fünf bekannte Namen haben weder verlängert noch einen neuen Vertrag unterschrieben. Ihre Zukunft ist damit offen – und bei einigen zeichnet sich eine Trennung ab.
Michal Kwiatkowski – der Altmeister vor der Entscheidung
Michal Kwiatkowski ist der prominenteste Name unter den unentschlossenen Fahrern – und zugleich derjenige, der sich am wenigsten Sorgen machen muss. Der frühere Weltmeister, Monument-Sieger und Tour-de-France-Etappengewinner ist seit Jahren einer der wertvollsten Helfer im Team, ohne seine eigenen Ambitionen ganz aufgegeben zu haben. In dieser Saison gewann er eindrucksvoll die Clásica Jaén Paraíso Interior.
Zwar ist eine Vertragsverlängerung mit INEOS möglich, doch bereits im Sommer wurde der Pole mit dem Q36.5 Pro Cycling Team in Verbindung gebracht. Eine offizielle Entscheidung steht weiter aus – ein Zeichen dafür, dass Kwiatkowski zumindest über einen Abschied nachdenkt. Angesichts der knappen Budgets vieler Teams dürfte seine Zeit, ein passendes Angebot zu finden, jedoch begrenzt sein. Sollte es nicht klappen, wäre eine Verlängerung bei INEOS die logische Folge: Dort ist er weiterhin eine Schlüsselfigur.
Brandon Rivera – treuer Helfer mit wachsender Eigenständigkeit
Brandon Rivera gilt als rechte Hand von Egan Bernal. Seine Karriere war eng mit der seines Landsmanns verknüpft, doch 2025 zeigte er, dass er längst mehr ist als nur dessen Edelhelfer. Der Kolumbianer fuhr konstant stark, beendete sowohl die UAE Tour als auch die Vuelta a Burgos in den Top 10 und wurde bei der Österreich-Rundfahrt Zweiter – inklusive eines Etappensiegs.
In diesem Jahr bestätigte er seine Entwicklung eindrucksvoll: Vierter auf einer Giro-Etappe, beinahe Etappensieg bei der Vuelta a Andalucía und entscheidend an jenem Tag beteiligt, als die Strade-Bianche-Etappe des Giro durch seine Attacke auseinanderfiel. Rivera ist mit 29 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere und ein verlässlicher Allrounder. Seine Chancen auf eine Vertragsverlängerung stehen gut – vor allem, wenn INEOS Bernal weiterhin eine starke Unterstützung bieten möchte.
Ben Swift – der Routinier, der einfach nicht aufhören will
Ben Swift ist seit über einem Jahrzehnt eine feste Größe im Team. Mit Ausnahme seines zweijährigen Abstechers zu UAE Team Emirates (2017–2018) trägt der Brite seit 2010 das Trikot der Grenadiers. Seine Erfahrung ist unbezahlbar, und auch mit 38 Jahren zeigt der zweifache britische Meister, dass er noch immer auf höchstem Niveau mithalten kann.
Ben Swift bei der Tour de Suisse 2025. @Sirotti
Zu Beginn seiner Karriere war Swift ein gefährlicher Sprinter und Klassiker-Spezialist – zweimal stand er auf dem Podium von Mailand–Sanremo. Später wandelte er sich zum loyalen Domestiken, der selbst in den Bergen zuverlässig für seine Kapitäne arbeitete. Beim Giro d’Italia 2023 war er ein entscheidender Helfer für Geraint Thomas.
Sein viertes Platz bei der Super 8 Classic 2025 zeigt, dass er weiterhin konkurrenzfähig ist. Ob INEOS ihm noch ein weiteres Jahr gibt, ist unklar – aber seine Erfahrung und Loyalität machen ihn für jedes Team zu einem Gewinn.
Kim Heiduk – der stille Arbeiter mit Fragezeichen
Kim Heiduk ist einer der interessantesten Fälle bei INEOS. Der Deutsche wurde als junger Fahrer mit Entwicklungspotenzial geholt, hat sich etabliert, aber bislang keinen Profisieg errungen. Dennoch war er in den vergangenen Jahren ein verlässlicher Helfer, der seine Aufgaben im Dienste der Kapitäne stets präzise erfüllte.
Ergebnisse wie ein Top-10-Platz bei der Brabantse Pijl 2023 oder bei der Tour de Wallonie zeigen, dass er auch in eigenständigen Rollen abliefern kann. Trotzdem scheint seine Zukunft im Team unsicher: Bis Mitte November wurde noch kein neuer Vertrag unterzeichnet. Angesichts der Nachwuchsflut bei INEOS könnte ein Wechsel realistisch sein – auch wenn seine Qualitäten als Teamplayer für eine Verlängerung sprechen.
Lucas Hamilton – der Neuzugang ohne Durchbruch
Lucas Hamilton wechselte erst vor der Saison 2025 vom Team Jayco AlUla zu INEOS – mit der Hoffnung, als starker Berghelfer wieder durchzustarten. Doch seine Saison verlief enttäuschend. Beim Giro d’Italia arbeitete er zwar für Egan Bernal, blieb aber ohne auffällige Resultate.
Der Australier hat sein früheres Niveau bislang nicht wiedergefunden. Eine Rückkehr zu Jayco scheint denkbar, zumal das Team dort in den Bergen personell nachbessern möchte. Eine Verlängerung bei INEOS ist dagegen eher unwahrscheinlich. Für Hamilton könnte 2026 ein Neuanfang werden – nur wo, das ist noch offen.