„Ayuso ist unser Traumkapitän“ – Lidl-Trek distanziert sich von Vergangenheit und setzt auf Tour-Zukunft

Radsport
Montag, 03 November 2025 um 18:30
Juan Ayuso
Lidl-Trek-Teamchef Luca Guercilena ist überzeugt, dass Juan Ayuso 2026 in seinen neuen Farben aufblühen wird. Für ihn ist der Spanier nicht nur eine sportlich wichtige Verpflichtung, sondern auch die ideale Ergänzung für ein Team, das sich zu einem echten Tour-de-France-Anwärter entwickelt.
Im Gespräch mit Cyclingnews betonte Guercilena, dass Ayusos Wechsel – trotz des viel diskutierten Abschieds von UAE Team Emirates – vor allem ein Ausdruck des langfristigen Lidl-Trek-Konzepts sei. Nicht die Vergangenheit zähle, sondern das gemeinsame Potenzial:
„Wir interessieren uns nicht für früheres Verhalten eines Fahrers. Entscheidend ist, wie er sich bei uns einbringt.“
Nach dem turbulenten Vertragsende in den Emiraten soll für Ayuso in den USA ein Neuanfang gelingen. Für Lidl-Trek bedeutet seine Verpflichtung zugleich einen Kurswechsel: Statt weiter ausschließlich auf interne Entwicklung zu setzen, zeigt das Team erstmals echte Transferpower auf dem Markt.
Guercilena dazu klar:
„Es ist normalerweise nicht unser Stil – aber diese Chance mussten wir nutzen.“

Eine neue GC-Säule soll die Lücke schließen

Ayuso kommt als erster echter GrandTour-Leader im Trikot von Lidl-Trek – und damit als klare Ansage im Hinblick auf die Tour de France 2026. Das Ziel ist eindeutig: Die stetige Entwicklung des Teams soll in einen realen Kampf um Gelb gegen die etablierten Titanen der Rundfahrt münden.
„Wir haben den Markt im Blick behalten und waren bereit, sobald sich die Möglichkeit ergab, einen Grand-Tour-Kapitätn zu verpflichten. Wenn man ehrgeizig ist und sich eine solche Chance bietet, muss man zugreifen“, so Guercilena.
Dass die Verpflichtung eines zweiten GC-Leaders neben Mattias Skjelmose interne Dynamiken verändert, ist dem Teamchef bewusst. Doch für ihn ist das kein Risiko, sondern ein Qualitätsmerkmal.
„Ja, ein weiterer Spitzenkapitän erzeugt Druck – aber das gehört zur Weltklasse dazu. Wir haben das Team, um damit umzugehen. Wir sind froh, Juan bei uns zu haben.“
Die Erwartung ist klar formuliert: Ayuso soll vom ersten Tag an Podiumsniveau bringen. Das Projekt Gelbes Trikot hat einen neuen Taktgeber.

Lidl-Unterstützung hebt die Obergrenze für Männer und Frauen an

Parallel zur Verpflichtung eines neuen Spitzenfahrers hat Lidl-Trek auch abseits der Straße einen gewaltigen Schritt gemacht. Der Titelsponsor Lidl ist inzwischen Mehrheitseigentümer, und ab 2026 fährt das Team mit deutscher Lizenz. Für Guercilena ist dieser Schritt ein Fundament für langfristige Spitzenambitionen.
„Die Partnerschaft mit einem Weltunternehmen wie Lidl macht uns größer, stabiler und innovativer“, erklärt er. „Sie bringt Ressourcen, Motivation und öffnet Türen, die zuvor verschlossen waren.“
Das Signal ist deutlich: Lidl-Trek will im Kreis der Superteams mitmischen — und dort dauerhaft bleiben.
„Wir müssen uns mit UAE, Visma, FDJ-SUEZ, SD Worx messen… und jetzt auch mit Red Bull und wahrscheinlich bald Decathlon und weiteren. Der Wettbewerb wird härter, aber wir sind bereit, uns daran zu messen.“

Bauen für das nächste Fahrradzeitalter

Guercilena betont, dass trotz wachsender Budgets und technischer Innovationen am Ende weiterhin die Athleten selbst über Sieg oder Niederlage entscheiden.
„Es wird viel über Performance-Strukturen gesprochen, aber ich bin überzeugt: Es sind die Fahrer, die den Unterschied machen“, sagt er. „Sie gewinnen Rennen — nicht Systeme.“
Auch wenn derzeit Ausnahmeerscheinungen wie Tadej Pogačar, Mathieu van der Poel oder Remco Evenepoel den Sport dominieren, blickt der Teamchef optimistisch in die Zukunft. Für ihn befindet sich der Radsport mitten in einem neuen Umbruch.
„Wir erleben eine Ära, in der Pogačar klar überragt… Doch der Radsport ist zyklisch“, erklärt Guercilena. „Neue Talente, neue Teams — diese Welle kommt. Unsere Aufgabe ist sicherzustellen, dass wir bereit sind und die Fahrer in unserem Team haben, die die nächste Generation anführen können. Und ich glaube fest: Wir haben sie bereits.“
lidl trek
Lidl-Trek in Aktion

Die Vision: Erst die großen Touren, dann die Tour de France

Dass Lidl-Trek mit großen Ambitionen in die neue Ära startet, ist kein Geheimnis. Guercilena bringt es auf den Punkt:
„Unser erstes Ziel ist, eine Grand Tour zu gewinnen – und anschließend die Tour. Die Tour ist das große Ziel.“
Mit Ayuso und Skjelmose für die Gesamtwertung, Jonathan Milan als Massensprint-Garantie und Mads Pedersen als All-Terrains-Waffe steht das Team so breit wie nie aufgestellt da. Im kommenden Winter wird entschieden, wie diese Kräfte verteilt werden – und wer 2026 die Kapitänsbinde für die Tour trägt.
„Die Entscheidung wird sportlich getroffen… und am Ende ist es meine. Einfach wird es sicher nicht.“
Doch unabhängig davon, wer im Gelben, Grünen oder mit maximaler Wattzahl im Sprint glänzt, bleibt Guercilena überzeugt:
„Dank der Vision und Unterstützung von Trek in den letzten Jahren – und nun der Power von Lidl – blicken wir voller Zuversicht nach vorne. Unsere Zeit wird kommen.“
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