Vorbehaltlich der offiziellen Bestätigung nimmt die
Tour de France 2026 innerhalb von INEOS Grenadiers Konturen an. Das britische Team geht nach einem besonders starken Transferfenster, dem besten seit Jahren, in die neue Saison und mit einer Hierarchie, die sich vor dem großen Juli‑Schaufenster zunehmend verfestigt. Jüngste Signale deuten darauf hin, dass Carlos Rodríguez bei dieser Ausgabe nicht am Start stehen wird.
Alles weist darauf hin, dass
Oscar Onley der unangefochtene Kapitän des Teams bei der Tour de France 2026 sein wird. Mit 23 Jahren hat sich der Schotte nach seinem vierten Gesamtrang bei der Ausgabe 2025 als langfristige Schlüsselfigur etabliert, ein Resultat, das ihn automatisch ins Zentrum des Projekts rückt.
Der finanzielle und sportliche Aufwand, den INEOS für seine Verpflichtung betrieben hat, unterstreicht seinen Leader‑Status. Seit Geraint Thomas’ Triumph 2018 hatte das Team keinen britischen Sieger der Frankreich‑Rundfahrt, und auch wenn Onley noch nicht auf dem Niveau von Fahrern wie Tadej Pogacar, Remco Evenepoel oder Jonas Vingegaard ist, verkörpert er eine überzeugende Erzählung: die Lücke zu den dominanten Kräften der Grand Tours zu schließen.
Zudem scheint die Strecke seinem Profil entgegenzukommen. Mit nur einem Einzelzeitfahren und einem Teamzeitfahren zum Auftakt würde der Kurs INEOS erlauben, ihn stets gut zu platzieren, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt die komplette Rennkontrolle übernehmen zu müssen.
In der Hierarchie sticht Kévin Vauquelin als wichtiger Helfer hervor. Der 24‑jährige Franzose weiß bereits, wie man eine Tour‑Etappe gewinnt (2024) und belegte 2025 Gesamtrang sieben, was Konstanz und Stabilität belegt.
Vauquelin bringt Vielseitigkeit und Biss in den INEOS‑Block, auch wenn der Eindruck bleibt, dass er kein reiner Grand‑Tour‑Spezialist ist. Eine deutliche Steigerung über Platz sieben hinaus erscheint schwierig, zumal er 2025 zehn Minuten hinter Onley und 22 hinter Sieger Pogacar lag. Diese Lücke nährt Zweifel an seiner Fähigkeit, den entscheidenden Schritt im Kampf um Gelb zu machen.
Carlos Rodríguez wiederum erlebte ein sehr ungleichmäßiges 2025 mit wenigen Renntagen aufgrund von Stürzen. Er startete mit Rang sechs bei der Volta à Comunitat Valenciana und einem DNF bei der UAE Tour. Beim Liège–Bastogne–Liège wurde er 33., bei der Tour de Romandie Sechster der Gesamtwertung.
Seine Saison endete früh, mit Rang neun beim Critérium du Dauphiné und einem Ausstieg bei der Tour de France, nach dem er wegen eines Beckenbruchs mehrere Monate pausieren musste. Das macht seinen Einstieg 2026 zur Unbekannten, und sein Leistungsstand ist offen. Sein Rennkalender wurde noch nicht besprochen, doch die anvisierte Tour‑Aufstellung könnte ihn als Kapitän für den Giro d'Itallia oder die Vuelta a España positionieren.
Carlos Rodríguez lag auf Platz 10 der Tour de France, bevor er nach einem Sturz aufgab. @Sirotti
Die Grand‑Tour‑Bilanz von Carlos Rodríguez
Rodríguez’ erste Grand Tour war die Vuelta a España 2022. Mit nur 21 Jahren beendete der Andalusier das Rennen auf Gesamtrang sechs. Angesichts der Tiefe an jungem Talent war er im Nachwuchsklassement dennoch nur Fünfter.
Im Jahr darauf debütierte er bei der Tour de France. In der prestigeträchtigsten und härtesten Rundfahrt der Welt erzielte er das bisher beste GC‑Ergebnis seiner Karriere. Er wurde Fünfter, gewann eine Etappe in Morzine und war Zweiter der Nachwuchswertung; insgesamt lagen nur Jonas Vingegaard, Tadej Pogacar und die Yates‑Brüder vor ihm.
2024 setzte er auf das Double. Er knackte bei Tour und Vuelta jeweils die Top 10. In Frankreich wurde er Gesamtsiebter mit mehreren ehrenvollen Resultaten und Zweiter im Nachwuchsklassement. In Spanien belegte er Rang zehn, solide Ergebnisse, aber ohne Steigerung zu den Vorjahren.
Schließlich stand er bei der Tour de France 2025 am Start. Bis dahin hatte er in allen vier Grand Tours jeweils Top 10 erreicht. Er war auf Kurs zur Wiederholung, lag nach 17 Etappen auf Rang 10. Doch am Tag des Col de la Loze, einer der härtesten Etappen der Ausgabe, musste er absteigen und bestritt in dieser Saison kein Rennen mehr.
Der Granadiner kam zunehmend in Schwung, startete verhalten und steigerte sich mit den Tagen. Der Sturz stoppte seine Entwicklung abrupt und erklärt die Fragezeichen rund um seine Saison 2026.
Die Verpflichtungen von Onley und Vauquelin werden seine Rolle bei den Grand Tours schmälern, und es liegt an ihm, die Situation zu drehen. Er hat genug Talent, um das Team anzuführen und ihr bester Klassementfahrer zu sein.
| Startnummer | Saison | Grand Tour | Endklassement | Punkte | Berge | Nachwuchs | Bestes Etappenergebnis |
| 5 | 2025 | Tour de France | DNF | | | | 11 |
| 4 | 2024 | Vuelta a España | 10 | 38 | | 3 | 6 |
| 3 | 2024 | Tour de France | 7 | 39 | 14 | 2 | 4 |
| 2 | 2023 | Tour de France | 5 | 36 | 31 | 2 | 1 |
| 1 | 2022 | Vuelta a España | 6 | 14 | 45 | 5 | 4 |
Original: Victor Gonzalez