War 1974 Merckx’ absolutes Ausnahmejahr – und wie würde es gegen Pogacar in der heutigen Ära bestehen?

Radsport
Donnerstag, 20 November 2025 um 21:30
Eddy Merckx mit Roger de Vlaeminck
Als Tadej Pogacar 2024 den Giro d’Italia, die Tour de France und die Weltmeisterschaft gewann – flankiert von einer ganzen Reihe weiterer Erfolge –, stellten sich viele die Frage, ob wir gerade die beste Saison der Radsportgeschichte erlebt hatten. Doch ein halbes Jahrhundert zuvor hatte bereits ein anderer Fahrer dieses Triumph-Triple vollbracht: Eddy Merckx. Der Belgier prägte das Jahr 1974 wie kaum ein anderer – ein Saisonverlauf, der sich erstaunlich gut für einen Vergleich mit Pogačars jüngster Kampagne eignet.
Merckx eröffnete seine Saison mit dem Sieg beim Trofeo Laigueglia, das damals noch im Februar stattfand. Es folgten solide, wenn auch weniger spektakuläre Resultate: Platz vier bei der Giro di Sardegna, Rang zwölf bei Sassari–Cagliari und Platz sechs beim Omloop Het Volk. Sein erstes großes Ausrufezeichen setzte er bei Paris–Nizza, wo er den Prolog und zwei Etappen gewann und in der Gesamtwertung hinter Joop Zoetemelk und Alain Santy Dritter wurde.
Bei der Setmana Catalana belegte Merckx erneut Platz zwei – wieder hinter Zoetemelk –, sicherte sich jedoch sowohl die Punkte- als auch die Bergwertung. In den Frühjahrsklassikern zeigte er durchgängig absolute Weltklasse und holte eine beeindruckende Serie von Spitzenresultaten:
3. Platz bei der Flandern-Rundfahrt
2. Platz bei Gent–Wevelgem
4. Platz bei Paris–Roubaix 
3. Platz bei der Coppa Placci
2. Platz beim Rund um den Henninger Turm
Sieg beim Grand Prix de Momignies

Giro–Tour-Doppel

Vor dem Giro d’Italia wurde Merckx Vierter bei den 4 Jours de Dunkerque, geschlagen nur von Walter Godefroot, Michael Wright und Freddy Maertens. Beim Italien-Rundfahrt lieferte er anschließend erneut eine Vorstellung der Extraklasse: Er gewann das Zeitfahren, holte eine weitere Etappe und sicherte sich souverän den Gesamtsieg vor Gianbattista Baronchelli und Felice Gimondi.
Ohne Verschnaufpause – keine fünf Tage später – stand er bereits bei der Tour de Suisse am Start. Dort fuhr er auf jeder Etappe in die Top Fünf und gewann am Ende nicht nur die Gesamtwertung, sondern auch die Berg- und Punktewertung. Es war ein Glanzauftritt selbst nach Merckx’schen Maßstäben.
Nur eine Woche später begann die Tour de France, bei der er erneut Geschichte schrieb: Sieg im Prolog, Triumph in einem der beiden Einzelzeitfahren und sechs weitere Etappenerfolge. Insgesamt acht Siege bei einer damals 26-tägigen Rundfahrt – auf dem Weg zu einem unangefochtenen Gelben Trikot. In Paris distanzierte er Raymond Poulidor und Vicente López Carril um mehr als acht Minuten.
Er gönnte sich drei Wochen Pause und kehrte dann zurück, als sei nichts gewesen: Platz fünf bei der Leeuwse Pijl und Rang neun beim GP Union Dortmund. Der große Coup folgte in Montréal, wo er die Weltmeisterschaft gewann – die dritte und letzte seiner Karriere. Auf dem Podium standen neben ihm die Franzosen Poulidor und Mariano Martinez. Bemerkenswert: Pogačar hat in diesem Jahr die Chance, genau diesen Triumph ebenfalls in… Montréal zu wiederholen.
Doch selbst das markierte nicht das Saisonende. Merckx gewann das Critérium des As, wurde Sechster beim Circuit de l’Aulne, Fünfter bei der Coppa Agostoni, Zweiter bei der Lombardei-Rundfahrt (nur Roger De Vlaeminck war stärker) und Vierter bei A Travers Lausanne. Zum Abschluss triumphierte er bei der Escalada a Montjuïc, inklusive aller drei am selben Tag ausgetragenen Etappen, und wurde anschließend noch Dritter beim Trofeo Baracchi.
Eddy Merckx zählt zu den größten Radfahrern aller Zeiten
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