Lotte Kopecky über den Erwartungsdruck und das Scheitern bei den Olympischen Spielen: "Dann tut das Verpassen besonders weh und man hat das Gefühl, dass man noch mehr versagt hat"

Frauen Radsport
Dienstag, 06 August 2024 um 11:30
lottekopecky
Belgien hat bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris seine fünfte Medaille gewonnen. Lotte Kopecky wurde im Straßenrennen Dritte hinter Kristen Faulkner und Marianne Vos. Vor dem Rennen wurde die 28-Jährige als eine der Hauptfavoritinnen gehandelt, aber jede Medaille ist für die Belgierin gut genug.
Kopecky erinnert uns daran, dass es bei den Olympischen Spielen nichts gibt, was über eine Medaille hinausgeht. "Das ist generell ein bisschen ärgerlich, gegenüber allen Sportlern. Schauen Sie sich jetzt Matthias Casse an, der Fünfter wird. Er hat alles im Rahmen seiner Möglichkeiten getan, um hier in Topform zu sein", eröffnete sie in Paris bei Nacht.   "Und das gilt letztlich für alle Sportler. Es ist also überhaupt nicht naheliegend, hier einfach eine Medaille zu gewinnen, wenn man sich auf seine bisherigen Leistungen stützt. Man fängt bei Null an."
Die hohen Erwartungen im Vorfeld haben also durchaus eine Kehrseite. "Dann tut es besonders weh, wenn man es nicht schafft, und man hat das Gefühl, dass man noch mehr versagt hat. Ich hätte auch leicht Vierter werden können, und dann..." sinnierte Kopecky. Zum Glück hat sie im Sprint "nur" gegen Marianne Vos verloren. Das reichte, um auf das Podium zu kommen.
Rückblickend war es für Kopecky also keine große Enttäuschung, sondern eher eine schöne Bronzemedaille. Viel besser als nichts, oder? "Silber oder Bronze, das macht für mich keinen Unterschied. Gold, das ist eine andere Geschichte. Aber danach ist eine Medaille eine Medaille."
Auch wenn sie nach den Straßenrennen keine Goldmedaille um den Hals hat, kann sie nun mit der nötigen Gelassenheit an die Bahnrennen herangehen. "Dort habe ich sicher eine Chance auf eine Medaille, aber dann muss schon einiges klappen. Vor allem das Scratch", blickte Kopecky auf ihren unbeliebtesten Teil des Omniums voraus. "Ich bin jetzt viel entspannter, was mir erlaubt, die nötigen Risiken einzugehen und mich auch zu trauen. Hoffentlich kann ich mit ein bisschen mehr (an Medaillen) nach Hause kommen. Aber wenn es nicht klappt, dann ist das eben so."