Jesper Morkov hatte keine Bonusklausel in seinem Vertrag, als er Anfang 2025 zum Team
Visma - Lease a Bike wechselte. Doch nach einer Saison, in der er das Team gleich zu zwei Grand-Tour-Siegen führte, dürfte dieser kleine Vertragsfehler bald korrigiert werden.
Visma triumphierte bei beiden Grand Tours, bei denen Morkov als Sportdirektor im Einsatz war – zunächst beim Giro d’Italia mit Simon Yates, nun bei der Vuelta a Espana mit Jonas Vingegaard. Nur bei der Tour de France, wo noch Routinier Grischa Niermann das Kommando hatte, reichte es „nur“ zum zweiten Platz. Damit sticht Morkovs perfekte Bilanz hervor – und sie wirft Fragen zu seinem wachsenden Einfluss auf die sportliche Strategie des Teams auf.
Ein perfekter Start ins DS-Leben
Mit zwei Starts und zwei Siegen hat der 37-jährige Däne einen der eindrucksvollsten Einstands eines Sportdirektors in den vergangenen Jahren hingelegt. „Leider habe ich keinen Bonus in meinem Vertrag ausgehandelt“, sagte Morkov nach der Vuelta lachend bei Feltet.dk. „Aber ich habe gehört, mein Bonus ist, dass ich nächstes Jahr mehr reisen und alle drei Grand Tours fahren werde.“
Für den ehemaligen Uno-X-Sportdirektor, der zu Visma kam, um an den größten Rennen der Welt teilzunehmen, ist das bereits jetzt ein Karriereschritt mit Gewicht. Er hat seine Chance genutzt – und das mit bemerkenswerter Effizienz. Nun steht die Tour de France als nächster Prüfstein bevor, und Morkov gilt schon jetzt als zentrale Figur im sportlichen Brain Trust des Teams für die Saison 2026.
Große Pläne nach der Vuelta
Vingegaards Gesamtsieg in Spanien fügte seinem Palmarès eine weitere goldene Schicht hinzu, unterstrich aber ebenso die taktische Klarheit und den mannschaftlichen Zusammenhalt bei Visma – Punkte, die Morkov sofort hervorhob: „Ich bin zum Team gekommen, um dieses Niveau an Professionalität zu erleben und die Chance zu bekommen, bei den Grand Tours dabei zu sein. Jetzt habe ich zwei gemacht – und zwei gewonnen. Ich würde sagen, das ist nicht so schlecht.“
Auch wenn die Feierlichkeiten auf der Schlussetappe in Madrid kurz von Demonstranten gestört wurden, stand das Resultat nie in Frage. Vingegaards souveräne Fahrt nach einer verletzungsgeprägten Saison wurde zu einem späten Höhepunkt für Fahrer und Mannschaft.
Blick nach Frankreich
Traditionell lag die sportliche Leitung der Tour bei Visma in den Händen von Grischa Niermann und Frans Maassen. Doch nach Morkovs rasantem Aufstieg und seiner makellosen Grand-Tour-Bilanz könnte es im Juli zu einer Verschiebung im Teamwagen kommen. „Wir werden sehen, was passiert, aber ich bin auf jeden Fall unglaublich stolz“, sagte er. „Es war eine Traumsaison. Ich habe schon so viel gelernt.“
Angesichts zweier Grand-Tour-Titel in seiner Debütsaison – und der Stabilität, die er in ein Team brachte, das mit Verletzungen und internen Umbrüchen zu kämpfen hatte – dürfte Morkov nun auch auf eine finanzielle Anerkennung hoffen. „Ich mache diesen Sport aus Liebe und weil mein Herz für den Radsport schlägt – aber ich bin sicher, wir finden eine Lösung“, sagte er lachend.
Und daran zweifelt kaum jemand. Sollte sein Aufwärtstrend anhalten, wird Morkov nicht nur einer der spannendsten Sportdirektoren im Peloton – sondern auch einer der begehrtesten.