Vuelta-a-Espana-Direktor Javier Guillen hat das chaotische Ende der diesjährigen Rundfahrt scharf verurteilt. Das von Protesten überschattete Finale sei „inakzeptabel“, sagte er und betonte, der Radsport müsse künftig verhindern, dass ein derartiger Ablauf erneut möglich ist. Zugleich distanzierte sich Guillen von der umstrittenen Entscheidung,
Israel - Premier Tech im Rennen zu belassen, und verwies die Verantwortung klar an den Weltverband UCI.
Die diesjährige Ausgabe der Vuelta zerfiel unter dem Druck wiederholter Protestaktionen gegen Israel - Premier Tech, die schließlich zur beispiellosen Absage der Schlussetappe am vergangenen Wochenende führten. Szenen, die Organisatoren zu Neutralisierungen, veränderten Zielankünften und letztlich zum Abbruch des Madrider Rundkurses zwangen – und die, wie Guillen selbst einräumte, ein „bedauerliches Bild“ hinterließen.
„Das war die härteste Vuelta“, erklärte Guillen auf einer voll besetzten Pressekonferenz nach dem Rennen. „Ich bedaure und verurteile, was auf der Schlussetappe geschehen ist. Die Bilder sprechen für sich. Das war inakzeptabel, vor allem auf dem Rundkurs. Es lässt sich nichts Gutes daraus ziehen – und es darf sich nicht wiederholen.“
Entscheidung der UCI im Fokus
Der Wendepunkt kam in Bilbao auf der 11. Etappe, als Vorfälle im Zielbereich das Rennen in den letzten drei Kilometern zur Neutralisierung zwangen. Unter wachsendem Druck baten die Organisatoren die UCI um eine Entscheidung zur Teilnahme von Israel - Premier Tech.
„Wir haben die Situation mit der UCI analysiert“, erklärte Guillen. „Sie wurden gebeten, Position zu beziehen, und gaben eine Erklärung ab, dass Israel im Rennen bleiben darf. Wir haben uns nach ihren Kriterien und dem Reglement gerichtet. Keine Föderation hat Israel ausgeschlossen, keine Institution hat israelische Athleten gesperrt. Wir blieben neutral – wir haben gesagt, es gibt ein Problem, und die UCI sollte entscheiden. Sie sagten, Israel darf starten, und so war es. Auch das Team selbst hat beschlossen weiterzufahren.“
Mit dieser Betonung der Rolle des Weltverbands stellte Guillen klar, dass die Entscheidung nicht in seinem Zuständigkeitsbereich lag – eine Haltung, die die Debatte über die Frage, wo letztlich die Verantwortung in solchen Situationen liegt, neu befeuern dürfte.
Ein verletzliches System
Guillen sprach auch über die generelle Anfälligkeit des Radsports. Die Festnahmen von Demonstranten beim Grand Prix von Montreal im September hätten gezeigt, wie wachsam die Organisatoren bei künftigen Rennen sein müssten – insbesondere mit Blick auf den Tour-de-France-Grand-Depart 2026 in Barcelona.
„Der Radsport ist ein verletzlicher Sport, aber ich hoffe, es gibt keinen Dominoeffekt“, sagte Guillen. „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber wir werden dafür arbeiten, dass die Vuelta stattfinden kann. Barcelona wird die Tour de France ausrichten. Nach dieser Vuelta müssen Institutionen und der Sport Entscheidungen treffen. Hoffentlich ist bis dahin alles gelöst – auch der Konflikt in Gaza.“
Zwischen Unterstützung und Belastung
Guillen bestätigte, dass während der Rundfahrt ein ständiger Austausch mit dem spanischen Sportministerium (CSD) und dem Innenministerium bestand, wobei Sicherheitskräfte den Schutz der Fahrer und Teams sicherstellen sollten. Zugleich räumte er ein, dass die Proteste dem Image des Rennens erheblich geschadet hätten. „Wenn ein Boykottaufruf erfolgt und umgesetzt wird, richtet das Schaden an. Den Schutz zu gewährleisten, war schwierig“, sagte er. Dabei betonte Guillen, er habe sich nicht direkt auf Aussagen von Premierminister Pedro Sanchez zu den Demonstrationen bezogen.
Trotz aller Turbulenzen lobte der Vuelta-Direktor die kollektive Arbeit der rund 3.500 Beteiligten, die den Ablauf des Rennens ermöglichten, sowie die Haltung der Fahrer und Teams. „Niemand hat die Vuelta wegen der Debatten verlassen“, sagte er. „Die Teams wollten fahren und haben nie etwas anderes signalisiert. Sie hatten das Recht zu starten – so wie wir das Recht hatten, die Vuelta zu organisieren.“
Die
Vuelta a Espana 2025 wird weniger für sportliche Glanzleistungen in Erinnerung bleiben als für die Proteste, die sie überschatteten. Doch Guillens Botschaft war eindeutig: Der Radsport muss aus diesen Wochen lernen – und sicherstellen, dass sich solche Szenen nicht wiederholen.