„Wenn ich einen Fahrer nennen müsste, der wegen Trunkenheit am Steuer auffliegt …“ – Gavirias Ex-Sportdirektor geißelt den „faulsten Fahrer, dem ich je begegnet bin“, nachdem er mit dem Fünffachen des gesetzlichen Grenzwerts ertappt wurde

Radsport
Samstag, 06 Dezember 2025 um 17:00
Gaviria hatte bei Movistar auf WorldTour-Ebene ruhige Saisons
Die Verurteilung Fernando Gavirias wegen Trunkenheit am Steuer hat nicht nur Schlagzeilen ausgelöst, sondern auch eine bemerkenswert offene – ja gnadenlose – Reaktion eines Mannes provoziert, der den Kolumbianer gut kennt: Brian Holm.
Der ehemalige Sportdirektor von Soudal–Quick-Step, der zwischen 2016 und 2018 eng mit Gaviria zusammenarbeitete, sprach im Café Eddy-Podcast über den Fall. Seine Einschätzung fiel ebenso scharf wie ernüchtert aus.

„Wenn einer in Monaco wegen Alkohol am Steuer erwischt wird – dann wohl er“

Gaviria war am 22. Oktober in Monaco mit einer Blutalkoholkonzentration von 2,40 Promille gestoppt worden, fast fünfmal über dem gesetzlichen Grenzwert. Die Polizei stoppte ihn nach gefährlicher Fahrweise; vor Gericht räumte er den Vorfall ein.
Holm zeigte sich im Podcast enttäuscht – aber kaum überrascht.
„Wenn ich einen Fahrer benennen müsste, der in Monaco wegen Trunkenheit am Steuer erwischt wird, hätte ich wohl Gaviria gesagt.“
Für Holm ist der Vorfall symptomatisch. Er spricht nicht nur über die Tat, sondern über einen Widerspruch, der Gaviria seit Jahren begleitet: herausragendes Talent, wechselhafte Motivation.

„Gottes Geschenk auf dem Rad – und zugleich der faulste Fahrer, dem ich je begegnet bin“

Holm wird deutlich:
„Zweifellos eines der größten Talente, mit denen ich je gearbeitet habe. Gottes Geschenk auf dem Rad – und zugleich der faulste Fahrer, dem ich je begegnet bin. Ich mag ihn wirklich, aber um Himmels willen, Fernando, muss das sein?“
Es ist eine selten offen ausgesprochene Frustration. Holm gehörte zu denen, die Gaviria als Sprinter sahen, der die Welt erobern könnte – und der es zeitweise auch tat: Tour-de-France-Etappen, ein dominanter Giro-Auftritt, 52 Profisiege.
Doch seit seinem Abschied von Quick-Step verläuft die Karriere des Kolumbianers unstet. Die Saison 2025 war seine schwächste überhaupt: nur 125 UCI-Punkte, kein einziger Sieg in der WorldTour, dazu Verletzungspech und Formschwankungen.

Der Monaco-Prozess – und ein heikler Moment für einen Fahrer im Neustart

Gaviria erklärte vor Gericht:
„Ich hatte ein paar Stunden geschlafen, bevor ich ausging. Ich dachte, ich könnte fahren. Rückblickend war das nicht der Fall. Es war mein Fehler.“
Das Urteil fiel deutlich, wenn auch mit Bewährung:
  • 2 Monate Haft auf Bewährung
  • 5.000 € Geldstrafe
  • 2 Jahre Fahrverbot in Monaco
  • mehrere kleinere Zusatzstrafen
Für Gaviria kommt die öffentliche Bloßstellung zur Unzeit. Er sollte 2026 bei Caja Rural – Seguros RGA einen Neuanfang wagen – den ersten Schritt zurück zu Stabilität und Erfolg nach drei schwierigen Jahren bei Movistar.
Stattdessen dominiert nun ein Off-Bike-Skandal die Schlagzeilen.

Ein Karriereknick, der tiefer reicht als der Vorfall

Holms Worte haben Gewicht. Sie stammen nicht aus Boulevardlust, sondern aus der Perspektive eines Sportdirektors, der die besten und die frustrierendsten Seiten des Kolumbianers erlebt hat. Für einen Fahrer, der einst als künftiger Sprintkönig galt, fällt die Diagnose hart aus – und spiegelt zugleich, was viele im Peloton seit Jahren hinter vorgehaltener Hand sagen.
Gaviria steht nun an einem Punkt, an dem er nicht nur sportlich, sondern auch persönlich einen Kurswechsel braucht. Die Frage: Ist dieser Neustart noch möglich?
Holm lässt sie offen. Doch sein Fazit klingt wie ein letzter Warnruf – an einen Fahrer, der immer zu viel Talent hatte, um es so leichtfertig zu verspielen.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading