Es war ein offenes Geheimnis – und doch ein Moment von Gewicht: Tadej Pogačar ist am Freitagabend in Paris erneut mit dem Velo d’Or ausgezeichnet worden. Für den 27-jährigen Slowenen ist es der dritte Gesamtsieg und der zweite in Folge. Die Wahl krönt eine Saison, die sportlich kaum zu übertreffen ist.
Eine Bilanz, die Maßstäbe verschiebt
Pogačar gewann 2025 fast alles, wovon ein Profi träumen kann:
- seine vierte Tour de France
- Welt- und Europameisterschaften
- Strade Bianche
- die Flandern-Rundfahrt
- Lüttich–Bastogne–Lüttich
- Il Lombardia
Dazu ein Portfolio an Saisonrennen, das selbst für seine eigenen Maßstäbe außergewöhnlich ist. Zweifel an der Velo d’Or-Entscheidung gab es entsprechend keine.
Seine Allround-Überlegenheit brachte ihm außerdem die Eddy-Merckx-Trophy ein – eine Auszeichnung für herausragende Leistungen in Eintagesrennen. Bei den Frauen ging das Pendant an Lorena Wiebes.
In der Teamwertung gewann UAE Team Emirates – XRG, das 2025 einen neuen Siegrekord aufstellte.
João Almeida vertritt den abwesenden Superstar
Weil Pogačar der Gala fernblieb, trat João Almeida stellvertretend auf die Bühne – selbst Finalist für den Velo d’Or und einer der prägenden Fahrer des Jahres. Der Portugiese gewann:
- Itzulia Basque Country
- Tour de Romandie
- Tour de Suisse
und wurde Zweiter bei der Vuelta a España sowie mehreren Frühjahrsrundfahrten. Kaum ein Fahrer sammelte 2025 mehr UCI-Punkte im Etappenrennsport.
Almeida nutzte die Bühne, um den kollektiven Ansatz des Teams hervorzuheben:
„Wir sind eine Familie. Es ist eine Ehre, Teil dieses Teams zu sein. Ich möchte weiter Rennen gewinnen, trotz des immer höheren Niveaus.“
Gegenüber Record sprach er offen über die Bedeutung des Moments:
„Es war eine gute Erfahrung, zum ersten Mal hier zu sein. Ich war nominiert – allein das ist besonders.“
„Tadej ist vorbildlich – vielleicht der Beste aller Zeiten“
Unvermeidlich kam Almeida auch auf die zentrale Figur des Abends zu sprechen:
„Tadej ist vorbildlich, vielleicht der Beste aller Zeiten – und der klare Gewinner dieser Auszeichnungen. Er hat fast alles gewonnen. Die Tour de France wiegt schwer, die Klassiker bei der Eddy-Merckx-Trophy ebenso. Am Ende ist das folgerichtig.“
Almeida verlängerte jüngst langfristig bei UAE und soll – wie schon in den vergangenen zwei Jahren – 2026 eine Schlüsselrolle als Tophelfer beim nächsten Tour-de-France-Angriff spielen.
Ein Abend, der mehr bestätigte als überraschte
Der dritte Velo d’Or für Pogačar wirkt weniger wie ein Saisonpreis, sondern eher wie ein Kapitel in einer Karriere, die historisch wird. Seine Siegesserie über Grand Tours und Monumente hinweg hat die Diskussion um den „GOAT“ des modernen Radsports neu geöffnet.
Die Frage ist längst nicht mehr ob er einen weiteren Velo d’Or gewinnt – sondern wie viele.