Marc Madiot ist nicht dafür bekannt, mit Lob um sich zu werfen. Wenn der Manager von Groupama–FDJ eine Meinung äußert, hat sie Gewicht. Und diesmal richtete er den Blick – trotz der Frage nach Tadej Pogačar – auf einen anderen Fahrer, der ihn mehr fasziniert als jeder andere im modernen Peloton.
„Mein Favorit ist Wout van Aert“ – Madiots klare Hierarchie
In einem Gespräch, das von HLN aufgezeichnet wurde, gestand Madiot zunächst, kein „absoluter Fan“ von Pogačar zu sein. Doch bevor daraus eine Kritik werden konnte, stellte er klar, wie sehr er den Slowenen schätzt. Mentalität, Haltung, Respekt vor großen Rennen – all das bewundert der Franzose ausdrücklich.
Sein persönlicher Maßstab liegt jedoch woanders.
„Mein Favorit ist
Wout van Aert. Für mich ist er der ultimative Fahrer.“
Eine Begründung im Detail lieferte er nicht – doch die Botschaft saß: Für Madiot verkörpert Van Aert das Komplettpaket aus Härte, Vielseitigkeit und Rennaura, das ihn in einer Zeit der Superspezialisierung herausragen lässt.
Pogačars Mentalität: „Er steht nie am Start, um nur im Windschatten zu sitzen“
Trotz seiner klaren Präferenz relativierte Madiot nicht die Größe Pogačars. Besonders beeindrucke ihn die völlige Absichtslosigkeit des zweimaligen Weltmeisters, auf Sicherheit zu fahren.
„Seine mentalen Fähigkeiten beeindrucken mich. Wenn er am Start steht, dann nie, um nur im Windschatten zu sitzen.“
Für Madiot ist das nicht nur Charakterfrage, sondern Ausdruck einer Wertschätzung für die Historie des Sports.
„Er respektiert den Wert der großen Ereignisse. Chapeau. Wir müssen ihn unterstützen und ermutigen.“
Gerade deshalb stört ihn ein gängiges Narrativ: die Zurückhaltung, Pogačar bei Paris–Roubaix zu sehen – aus Angst, die Tour-Vorbereitung zu gefährden.
Roubaix als Prüfstein – nicht als Risiko
Madiot hält diese Vorsicht für falsch. Er sieht Paris–Roubaix nicht als Gefahr, sondern als Chance.
„Warum sollte er dort nicht starten? In seiner Karriere wäre Roubaix ebenso wichtig wie die Tour.“
Pogačars Debüt im Frühjahr 2025, das er mit einem sensationellen zweiten Platz hinter Mathieu van der Poel krönte, wertet Madiot nicht als Ausreißer, sondern als Anzeichen eines Fahrers, der alles gewinnen könnte – wenn er es will.
Van Aerts Aura – und die Erwartung eines neuen Frühjahrskapitels
Dass Madiot Van Aert derart herausstellt, spiegelt die anhaltende Faszination wider, die der Belgier mit seiner Mischung aus Cross-, Klassiker- und Grand-Tour-Fähigkeiten auslöst.
Van Aert bereitet derzeit sein Comeback im Cross vor, mit dem ersten Einsatz am 20. Dezember in Antwerpen und den belgischen Meisterschaften am 11. Januar. Sein Frühjahr soll erneut um die großen Klassiker kreisen – und möglicherweise wieder im direkten Duell mit Pogačar stehen.
Ob es in Roubaix zum erneuten Aufeinandertreffen kommt, bleibt unklar. Madiots Position aber ist eindeutig – und sie verleiht der Diskussion neuen Schwung.
Für ihn ist Pogačar außergewöhnlich. Aber Van Aert ist einzigartig.