Walter Godefroot, 10-facher Tour de France-Etappensieger und kultiger Telekom-Manager, stirbt im Alter von 82 Jahren
RadsportMontag, 01 September 2025 um 17:33
Der belgische Radsport ist erneut von Trauer gezeichnet. Nur neun Monate nach dem Tod von Rik Van Looy verliert das Land nun auch Walter Godefroot. Der ehemalige Klassiker-Spezialist und spätere Teamchef starb im Alter von 82 Jahren. Godefroot prägte den Radsport in doppelter Hinsicht – als kompromissloser Kämpfer auf dem Rad und als einer der einflussreichsten Manager der Neuzeit.
Geboren am 2. Juli 1943, machte Godefroot erstmals bei den Olympischen Spielen 1964 in Tokio auf sich aufmerksam. Dort gewann er Bronze im Straßenrennen. Nur ein Jahr später wurde er Profi und sorgte sofort für Schlagzeilen, als er die belgische Meisterschaft gewann – im direkten Duell mit Eddy Merckx, dem aufstrebenden Superstar. Von diesem Moment an standen beide Fahrer in einer stillen Rivalität, die die goldene Ära des belgischen Radsports mitprägte.
Godefroot ließ sich nicht von Merckx’ Schatten erdrücken, sondern schuf sich selbst ein beeindruckendes Palmarès. Er siegte bei drei Monumenten: Lüttich-Bastogne-Lüttich (1967), Paris-Roubaix (1969) und gleich zweimal bei der Flandern-Rundfahrt (1968, 1978). Besonders sein Sieg 1978 im Alter von 35 Jahren bleibt unvergessen. Hinzu kamen zehn Etappensiege bei der Tour de France sowie der Gewinn des Grünen Trikots 1970. Auch bei Gent-Wevelgem (1968) und Bordeaux–Paris (1969, 1976) stand er ganz oben. Ob im Sprint oder auf Kopfsteinpflaster – Godefroot war bekannt für seine Zähigkeit und seinen unbändigen Siegeswillen.
Architekt der Telekom-Ära
Nach seinem Karriereende 1979 eröffnete er mit seiner Frau ein Radgeschäft in Deurle. Doch der Sport ließ ihn nicht los. Über Capri Sonne, wo er gemeinsam mit Patrick Lefevere erste Management-Erfahrungen sammelte, fand er endgültig den Weg zurück ins Peloton. Der große Durchbruch folgte 1991, als Godefroot die Leitung des Teams Telekom übernahm.
Unter seiner Führung entwickelte sich der Rennstall vom deutschen Hoffnungsträger zum internationalen Aushängeschild. Bjarne Riis gewann 1996 die Tour de France, Jan Ullrich schrieb sich ein Jahr später als erster deutscher Gesamtsieger in die Geschichte ein. Die 1990er und frühen 2000er wurden zur goldenen Telekom-Ära – mit Godefroot als Stratege im Hintergrund.
Doch auch dunkle Kapitel sind Teil dieses Vermächtnisses. Im Nachhinein wurde deutlich, wie tief das Team in die Dopingpraktiken der EPO-Ära verstrickt war. Während viele Fahrer später ihre Rolle einräumten, schwieg Godefroot konsequent. Auch in Interviews und Büchern blieb er dabei – eine Distanz, die bis zuletzt Fragen offenließ.
Ein kompliziertes Erbe
In den vergangenen Jahren zog sich Godefroot zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück und lebte ein ruhigeres Leben. Dennoch bleibt sein Einfluss im Radsport unverkennbar: ein Fahrer, der sich im Zeitalter Merckx behauptete, ein Manager, der aus einem deutschen Team ein Imperium formte, und ein Mann, der das widerspiegelte, was der Radsport selbst verkörpert – Härte, Leidenschaft, aber auch Kontroversen.
Belgien trauert um Walter Godefroot – einen Champion auf und abseits des Rads, dessen Name in der Geschichte des Sports fest verankert bleibt.
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Walter Godefroot - Höhepunkte seiner Karriere
Als Fahrer:
- Flandern-Rundfahrt: 2× (1968, 1978)
- Paris-Roubaix: 1× (1969)
- Lüttich-Bastogne-Lüttich: 1× (1967)
- Gent-Wevelgem: 1× (1968)
- Tour de France: 10 Etappensiege, Punkterangliste (1970)
- Vuelta a España: 2 Etappensiege
- Giro d'Italia: 1 Etappensieg
- Belgischer Landesmeister: 2× (1965, 1972)
Als Manager:
- Tour de France-Siege: 1996 (Riis), 1997 (Ullrich)
- Vuelta a España Siege: 1999 (Ullrich), 2006 (Vinokourov)
- Monument-Siege: Ronde van Vlaanderen 2004 (Wesemann) Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005 (Vinokourov) Mailand-Sanremo 1997, 1998, 2000, 2001 (Zabel)
- Ronde van Vlaanderen 2004 (Wesemann)
- Lüttich-Bastogne-Lüttich 2005 (Vinokourov)
- Mailand-Sanremo 1997, 1998, 2000, 2001 (Zabel)
🏆 L'immense palmarès du regretté Walter Godefroot 🇧🇪
— Cyclisme Belge 🇧🇪 (@LeCyclismebelge) September 1, 2025
61 victoires dont :
🇨🇵 10x étapes du Tour de France
🇧🇪 2x Tour des Flandres
🇪🇦 2x étapes de la Vuelta
🇮🇹 1x étape du Giro
🇨🇵 Paris-Roubaix
🇧🇪 Liège-Bastogne-Liège
🇧🇪 Gand Wevelgem
🇧🇪 2x Champion de Belgique (2x devant Merckx) pic.twitter.com/O3sLUy6L6S
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- Wann war Vingegaard denn Weltmeister? Außerdem legt der Artikel nahe, dass er die letzte Tour de France gewonnen hat, was nicht der Fall war - "lange erwartet.., historischer Sieg.." den letzten Erfolg erzielte Jonas mit dem Gesamtsieg der Vuelta 2025 . Sicherlich war die EM von den Dänen anders geplant, aber sie haben das Beste daraus gemacht.ando06-10-2025
- Für Lidl Trek wäre es eine gute GC Option. Ich hoffe nur für Lidl das er teamfähig sein kann, oder ihn Lidl dahingehend umerziehen kann. Radsport ist Teamsport, und da hat Ayuso bisher leider nicht überzeugt.Franke8630-08-2025
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