Die 9. Etappe der
Vuelta a Espana 2025 sollte nach Valdezcaray keine großen Auswirkungen auf die Gesamtwertung haben – ein bescheidenes Gipfelfinale, das die Kräfte der Favoriten kaum beanspruchen sollte. Doch
Jonas Vingegaard zeigte einmal mehr seine Klasse: Mit einem präzisen Hochgeschwindigkeitsangriff zerschlug er die Spitzengruppe und ließ das
UAE Team Emirates - XRG ungeschützt zurück.
Während das Team Visma - Lease a Bike Vingegaard wie gewohnt punktgenau in Position brachte, fand sich
Joao Almeida plötzlich ohne Unterstützung wieder. Am Ende büßte der Portugiese 24 Sekunden ein – ein überschaubarer Zeitverlust, der aber grundlegende Fragen zur Hierarchie und Struktur innerhalb der Vuelta-Kampagne des UAE Teams aufwirft.
Ayuso fehlt in der entscheidenden Phase
Das Rampenlicht fiel besonders auf
Juan Ayuso. Vor dem Rennen galt der Spanier theoretisch als Co-Leader, doch als Almeida ihn am meisten brauchte, war er nicht in der Spitzengruppe. Nach der Etappe erklärte Ayuso offen gegenüber
Marca: „Ich war ziemlich müde und konnte dem Team nicht wirklich helfen. Ich bin nicht im Kampf um die Gesamtwertung dabei, also macht es keinen Sinn, nur um der Sache willen zu pushen.“
Der 22-Jährige, einer der vielversprechendsten spanischen Fahrer, hatte bereits in der ersten Woche Schwierigkeiten, seinen Rhythmus zu finden. Sein inkonsequenter Start setzte ihn weit von der Pace entfernt, sodass er nicht in den Kampf um die Gesamtwertung eingreifen konnte. Am Anstieg nach Valdezcaray verlor Ayuso mehr als 20 Minuten – seine Top-10-Ambitionen waren damit endgültig zunichte. „Ich wollte nicht da oben sein. Es hätte keinen Sinn gemacht, noch fünf Minuten mehr zu fahren“, fügte er unverblümt hinzu.
Unterstützungslücken offenbaren systemische Probleme
Ayusos Abwesenheit wirft ein Schlaglicht auf größere strukturelle Probleme im UAE-Team. Er war nicht der einzige, der auf den entscheidenden Kilometern fehlte: Jay Vine und Marc Soler – beide potenziell entscheidend auf schweren Anstiegen – waren ebenfalls nicht in Reichweite. Almeida, der De-facto-Teamleader, musste sich gegen eines der stärksten Teams im Peloton praktisch alleine behaupten.
Die mangelnde Koordination und fehlende Unterstützung werfen die Frage auf, ob es innerhalb der Mannschaft klare Führungslinien gibt. Ziele, Verantwortlichkeiten und Rollen scheinen nicht eindeutig definiert, was den Portugiesen in kritischen Momenten isoliert.
Ein Vakuum in der Führung
Die Vuelta ist lang, und die härtesten Anstiege stehen noch bevor. Doch der mangelnde Zusammenhalt im UAE Team wird zunehmend zum Thema. Ayuso hat mittlerweile klar gemacht, dass er seinen eigenen Weg fährt und sich nicht für Almeida aufopfern wird. Für das Team bedeutet das: Ohne strukturelle Anpassungen und klare Führungsrollen könnte die GC-Kampagne ins Stocken geraten – selbst wenn Almeida weiterhin in den Top-Platzierungen bleibt.
Die 9. Etappe offenbarte damit nicht nur Vingegaards Dominanz, sondern auch die Schwächen innerhalb des UAE Teams, die über reine Tagesform hinausgehen.