„Vielen Dank für diese 15 Jahre“ – Rafal Majka beendet seine selbstlose Karriere mit letztem Einsatz für Pogacar bei der Lombardei-Rundfahrt

Radsport
Dienstag, 14 Oktober 2025 um 7:00
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Rafal Majka überquerte am Samstag bei der Lombardei-Rundfahrt zum letzten Mal die Ziellinie – nicht als Sieger, sondern als stiller Architekt eines weiteren historischen Kapitels. Während Teamkollege Tadej Pogacar seinen fünften Triumph in Folge beim Herbstmonument feierte, beendete Majka in aller Bescheidenheit seine 15-jährige Profikarriere. Eine Laufbahn, die nicht vom eigenen Ruhm, sondern vom uneigennützigen Dienst an anderen geprägt war.
Der 35-Jährige kam in seinem letzten Rennen als 39. ins Ziel. Doch die Platzierung spielte keine Rolle mehr – Emotionen dominierten den Moment. „Ja, das war’s definitiv“, sagte Majka kurz nach dem Rennen zu Eurosport. „Vor der Lombardia hatte ich noch ein paar Gedanken, dass sich vielleicht etwas ändern könnte. Aber jetzt habe ich entschieden: Es ist genug. Und heute bin ich glücklich.“

Ein Abschied voller Dankbarkeit

Majkas letzter Auftritt war von Respekt und Herzlichkeit begleitet. Teamkollegen, Betreuer und Fans zollten ihm Anerkennung für eine Karriere, die von Zuverlässigkeit und Bescheidenheit geprägt war. „Ich bin zufrieden mit dem, was ich erreicht habe“, sagte Majka mit ruhiger Stimme. „Ich bin stolz auf meine Karriere – natürlich ist es traurig. Ich werde diese Rennen vermissen, aber ich möchte mich bei allen Fans und meiner Familie bedanken. Das Leben geht weiter, und die Jahre verfliegen. Danke für eure Unterstützung, eure Energie und euren Glauben. Ich bin glücklich – danke für diese 15 Jahre.“
Am Ziel wartete seine Frau Magdalena, die den emotionalen Moment mit einem Lächeln und Tränen zugleich erlebte. „Ich habe 19 Jahre darauf gewartet, denn Rafał fährt Rad, seit wir uns kennen“, sagte sie. „Es ist ein seltsames Gefühl. Heute ist der Tag, an dem alles endet. Aber es ist ein besonderer Tag, und ich hoffe, wir machen ihn zu einem schönen.“

Eine Karriere auf Loyalität und Kletterstärke gebaut

Seit seinem Profidebüt 2011 war Majka das Sinnbild eines loyalen Helfers, der zugleich selbst Siege feiern konnte. Seinen Durchbruch feierte er 2014 mit zwei Etappensiegen und dem Bergtrikot bei der Tour de France. Zwei Jahre später gewann er bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro die Bronzemedaille im Straßenrennen – ein Moment, der seine individuelle Klasse unterstrich.
Doch Majkas wahres Vermächtnis liegt woanders: in seiner Rolle als unermüdlicher Unterstützer großer Kapitäne. Bei Tinkoff war er die verlässliche Bergstütze für Alberto Contador, später wurde er bei UAE Team Emirates zu einem der wichtigsten Helfer von Tadej Pogacar – insbesondere bei dessen Tour-de-France-Siegen.
Majka war nie der Mann, der im Rampenlicht stehen musste. Er war derjenige, der das Rampenlicht für andere heller leuchten ließ – durch Einsatz, Loyalität und unerschütterliche Hingabe.

Kein perfekter Zeitpunkt für den Abschied

Für seine Familie war der Abschied unausweichlich – und doch schwer. „Egal, ob Rafał in fünf oder zehn Jahren aufgehört hätte, er wäre immer vermisst worden“, sagte Magdalena. „Er hat immer ein Lächeln auf den Lippen und weiß, wie man Menschen aufmuntert. Einen ‚richtigen‘ Zeitpunkt für den Abschied hätte es nie gegeben.“
Dieser Moment, der so lange in weiter Ferne schien, kam schließlich auf den serpentinenreichen Straßen Norditaliens. Passenderweise verbrachte Majka seine letzten Kilometer so, wie er es sein Leben lang getan hatte – an der Spitze des Feldes, das Tempo kontrollierend, im Dienst seines Kapitäns Pogacar.

Ein leiser Held sagt Danke

Als die Sonne über der Lombardei unterging, verabschiedete sich Rafal Majka als einer der respektiertesten Profis seiner Generation. Seine Karriere war nicht von Monumenten oder gelben Trikots geprägt, sondern von Werten, die im modernen Radsport selten geworden sind: Vertrauen, Loyalität und Demut.
Majka hinterlässt ein Vermächtnis, das über Siege hinausgeht – das eines Mannes, der andere groß machte. Mit einem einfachen, aber ehrlichen „Danke“ schließt er ein Kapitel, das Fans, Teamkollegen und Rivalen gleichermaßen in Erinnerung behalten werden.
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