„Ich hatte Zweifel, ob ich weitermachen kann – mein Körper stand unter Schock“: Tadej Pogacar über seine härteste Tour de France

Radsport
Montag, 13 Oktober 2025 um 16:00
TadejPogacar
Tadej Pogacar hat eingeräumt, dass er während der Tour de France 2025 an seine Grenzen gestoßen ist – körperlich wie mental. Trotz seines vierten Gesamtsiegs in Folge verriet der 27-Jährige, dass er in der letzten Woche ernsthaft über ein Aufgeben nachgedacht habe.
„Nach Ventoux bekam ich Knieprobleme, und ich begann zu zweifeln, ob ich überhaupt weiterfahren konnte“, erklärte Pogacar im Tour-202-Podcast. „Das Wetter war furchtbar – eiskalt. Mein Körper stand unter Schock, ich habe mich nicht gut gefühlt.“
Die Tour 2025 gilt als die schnellste Ausgabe aller Zeiten. „Dieses Jahr war brutal“, sagte der Weltmeister. „Viele kurze, explosive Etappen, gefährliche Zielankünfte – jeder Fahrer kam völlig fit an den Start. Die Tour ist ein notwendiges Übel für jedes Team.“

Schmerzen, Zweifel – und der vierte Triumph

Nach einer dominanten zweiten Woche mit einem glänzenden Zeitfahrsieg geriet Pogacars Rhythmus in den Alpen ins Wanken. Besonders am Col de la Loze, wo er eine Revanche für frühere Niederlagen suchte, lief nicht alles nach Plan.
„Ich wollte dort groß angreifen, aber es war einfach zu viel. Ich war müde, die Knie schmerzten, und das Wetter tat sein Übriges. Ein dreiwöchiges Rennen ist nie einfach – wir sind schon nach der ersten Woche erschöpft, und dann liegen noch zwei vor uns.“
Trotz aller Strapazen gewann Pogacar die Tour erneut mit deutlichem Vorsprung – ein Zeichen seiner unglaublichen Konstanz.

„Nicht jeder mag meine Dominanz“

Pogacar ist längst das Gesicht einer Ära. Doch er weiß, dass seine Überlegenheit nicht bei allen gut ankommt: „Manche finden meine Rennen aufregend, andere sagen, es sei zu früh entschieden“, sagte er. „Selbst bei der WM in Zürich letztes Jahr wusste bis zum Schluss niemand, ob ich es schaffe. Ich kann niemandem übelnehmen, wenn er sich so fühlt. Es ist nicht leicht, an der Spitze zu stehen.“
Mit 20 Siegen in der Saison 2025 und Erfolgen von Frühjahr bis Herbst bleibt Pogacar der Maßstab im Profi-Radsport. Den Grund dafür sieht er in einem perfekten Zusammenspiel aus Teamstruktur und persönlicher Freiheit.
„Ein großer Dank geht an mein Team“, betonte er. „Sie haben ein fantastisches Programm zusammengestellt. In den Trainingslagern habe ich viel Freiheit – Urška ist oft dabei, das hilft mir sehr. Es ist nicht leicht, das ganze Jahr in Topform zu sein, aber wir haben das richtige Gleichgewicht gefunden.“

Der Traum von fünf Monumenten lebt

Auch nach einer historischen Saison denkt Pogacar nicht ans Bremsen. Sein nächstes großes Ziel: alle fünf Monumente gewinnen – ein Kunststück, das bisher nur drei Fahrern in der Geschichte gelungen ist.
„Bei Mailand–Sanremo war ich schon nah dran“, sagte er. „Paris–Roubaix bin ich dieses Jahr erstmals gefahren und gleich Zweiter geworden. Ich habe gesehen, dass ich das Potenzial habe, aber es wird schwer. Es ist ein Traum, der mich antreibt.“
Besonders Roubaix hat ihn fasziniert: „Es ist das schönste Rennen, das ich je gefahren bin. Bis zu der Kurve, in der ich gestürzt bin, hatte ich meine besten Werte der ganzen Saison. Van der Poel ist zehn Kilo schwerer als ich, aber wir müssen dieselben Watt treten. Die Atmosphäre war unvergesslich.“

Ruhe vor dem nächsten Sturm

Nach einem Jahr voller Siege gönnt sich Pogacar nun seltene Ruhe. Doch selbst seine Erholung klingt diszipliniert: „Der richtige Urlaub kommt erst im November“, sagte er. „Ich bin lieber zu Hause – mit Urška und meiner Familie. Diese freien Tage gehen viel zu schnell vorbei.“
Und auch wenn 2025 seine härteste Tour war, hat sie eines gezeigt: Pogacar ist verletzlich – aber unaufhaltsam. Was wie ein Wendepunkt aussah, könnte sich rückblickend als Beginn von etwas noch Größerem erweisen.
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