„Suspendierung eines Teams könnte eine Option sein“ – Tour-de-Suisse-Direktor warnt nach Vuelta-Chaos vor Albtraum-Szenario

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 16 September 2025 um 16:30
VueltaAEspana
Das Chaos der Vuelta a Espana 2025 hat im Peloton tiefe Spuren hinterlassen und gilt nun als Warnsignal für den restlichen Rennkalender. Drei Wochen lang störten pro-palästinensische Demonstranten die spanische Grand Tour: Sie drangen in Zielzonen ein, streuten Reißzwecken und Glasscherben auf den Asphalt, fällten einen Baum auf der Strecke und bedrohten sogar direkt das Team Israel - Premier Tech.
Es war ein explosiver Mix aus Politik und Sport, der Fahrer erschütterte und die Organisatoren unter Druck setzte. Olivier Senn, Direktor der Tour de Suisse, räumt ein, dass ihn die Ereignisse in Spanien gezwungen haben, unangenehme Fragen zur Sicherheit seines eigenen Rennens zu stellen.

„Das wäre schlicht ein Albtraum“

„Das wäre schlicht und einfach ein Albtraum“, sagte Senn in einem Kommentar, den der Blick veröffentlichte. „Der Radsport ist ein weiches Ziel für Proteste – wir fahren auf öffentlichen Straßen, und der Sport ist für jeden zugänglich. Das ist unsere Stärke, aber in Momenten wie diesem wird es auch zu unserer Schwäche.“
Das Bild, das die Vuelta a Espana 2025 prägte
Das Bild, das die Vuelta a Espana 2025 prägte
Trotz der eskalierenden Vorfälle zogen die Vuelta-Organisatoren unter Berufung auf die UCI-Bestimmungen nie in Erwägung, Israel - Premier Tech auszuschließen. Auch der Dachverband unterstützte diesen Kurs. Doch genau diese Weigerung, einzugreifen, dürfte die Demonstranten eher ermutigt haben.
Senn plädiert für mehr Handlungsspielraum der Organisatoren: „Die UCI-Regeln besagen auch, dass der Organisator für die Sicherheit aller Beteiligten verantwortlich ist. Für mich wäre die Suspendierung eines Teams eine Option, wenn es hilft, die Situation zu verbessern. Aber ich weiß nicht, welche rechtlichen Konsequenzen eine solche Maßnahme hätte.“

Tour de Suisse reagiert mit Sicherheitsprüfung

Konkret will die Tour de Suisse gemeinsam mit den Kantonspolizeien ihre Sicherheitsprotokolle überprüfen. Ziel ist es, ähnliche Szenen zu verhindern, bevor sie die Schweizer Straßen erreichen. „Die Ereignisse der letzten Wochen haben mich zunehmend beunruhigt“, erklärte Senn. „Ich glaube an die Meinungsfreiheit. Aber wenn Proteste so weit eskalieren, dass Athleten und Passanten gefährdet werden, ist das schlicht inakzeptabel.“
Zwar hat der Radsport bereits Erfahrungen mit politisch aufgeladenen Demonstrationen, doch nur selten in einer solchen Intensität wie bei der Vuelta 2025. „Es ist eine Schande, denn nach diesen drei Wochen in Spanien gibt es aus meiner Sicht nur Verlierer“, so Senn.
Seine Worte treffen einen Nerv in einem Sport, dessen einzigartige Stärke immer die Nähe zwischen Fahrern und Fans war – Schulter an Schulter am Straßenrand, ohne Tickets oder Barrieren. Ob der Radsport diesen Geist bewahren und zugleich Athleten vor politisch motivierten Störungen schützen kann, könnte sich in den kommenden Jahren als einer seiner schwierigsten Balanceakte erweisen.
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