Michael Rasmussen warnt vor einem fundamentalen Umbruch im Radsport, nachdem die
Vuelta a Espana 2025 immer wieder durch pro-palästinensische Proteste gestört wurde. Der ehemalige Tour-de-France-Star – bekannt als „The Chicken“ – hält sogar ein Szenario für möglich, in dem der Zugang zum Straßenrand nicht mehr frei ist.
In einem Interview mit Viaplay sprach Rasmussen über die Möglichkeit, dass sich der Radsport in Zukunft zu geschlossenen Formaten entwickelt – mit Absperrungen, Eintrittskarten und Sicherheitskontrollen ähnlich wie bei Stadionveranstaltungen.
„Man könnte in Situationen geraten, in denen es zu Rundstreckenrennen kommt“
„Man könnte in Situationen geraten, in denen es zu Rundstreckenrennen kommt, bei denen Absperrungen in einem solchen Abstand aufgestellt werden müssen, dass es sich tatsächlich um eine geschlossene Arena handelt“, sagte Rasmussen. „Ich denke hier in sehr extremen Begriffen – dass die Leute eine Eintrittskarte kaufen müssen und wie in einem Stadion Sicherheitskontrollen unterzogen werden.“
Die Äußerungen verdeutlichen das wachsende Unbehagen im Sport, nachdem nicht weniger als acht Vuelta-Etappen von Demonstrationen gestört wurden. Während die UCI die Proteste später als „schweren Verstoß gegen die Olympische Charta und die Grundprinzipien des Sports“ verurteilte, wirft Rasmussen dem Verband Untätigkeit vor: „Von offizieller Seite haben einige Leute den Kopf in den Sand gesteckt. Ich denke zum Beispiel, dass die UCI während dieser ganzen Geschichte enorm passiv war.“
Die spanische Politik gießt Öl ins Feuer
Während die UCI zurückhaltend agierte, schlug die spanische Politik einen gegenteiligen Kurs ein. Premierminister Pedro Sanchez lobte die Demonstranten öffentlich und bezeichnete Spanien als „ein Vorbild und eine Quelle des Stolzes“ im Einsatz für die Menschenrechte.
Diese Haltung provozierte den Madrider Bürgermeister Jose Luis Martinez-Almeida, der Sanchez vorwarf, zu Gewalt aufzurufen. Rasmussen schloss sich dieser Kritik an: „Es ist katastrophal, die Demonstranten zu ihren Aktionen anzustacheln und sie sogar zu loben.“
Offene Straßen oder geschlossene Arenen?
Auch Michal Kwiatkowski äußerte die Befürchtung, dass der Radsport zunehmend als Protestbühne missbraucht werden könnte – mit schwerwiegenden Folgen für den Wettbewerb. Rasmussen teilt diese Sorge, räumt aber ein, dass ein vollständig kostenpflichtiges Modell mit geschlossenen Arenen unrealistisch ist, da die großen Rundfahrten traditionell durch Städte führen.
Dennoch steht für ihn fest: Nach den Unterbrechungen der Vuelta und den anhaltenden politischen Spannungen geht es nicht mehr darum, ob der Radsport sein Open-Access-Modell überdenken muss – sondern wie weit die Organisatoren in Zukunft dazu gezwungen sein werden.