„Sie machen alles richtig“ – Brian Holm lobt Vismas neue Disziplin bei der Vuelta

Radsport
Montag, 01 September 2025 um 18:00
Vingegaard Jorgenson
Nach einer kontrollierten und souveränen ersten Woche sieht Eurosport-Analyst Brian Holm im Team Visma | Lease a Bike einen klaren Kurswechsel. Der Däne ist überzeugt: Diese Veränderung könnte entscheidend für Jonas Vingegaards Kampf um das Rote Trikot bei der Vuelta a España 2025 sein.
Holm betonte am ersten Ruhetag, dass Visma dieses Rennen anders anpacke als die Tour de France im Juli. „Wenn das die Tour wäre, wären seine Helfer ständig in der Ausreißergruppe gewesen“, erklärte er. „Jetzt beschützen sie Vingegaard – permanent. Sie fahren 110 Prozent für ihn, und es ist eine Freude, ihm zuzusehen.“

Rückkehr zum Kollektiv

Damit trifft Holm den Kern des Wandels: Visma setzt wieder auf disziplinierten Teamgeist. Wo zuvor Etappenambitionen einzelner Helfer Vorrang hatten, ordnet sich nun alles Vingegaard unter. Für Holm ist das eine bewusste Rückkehr zu klassischen Grand-Tour-Prinzipien: „Sie fahren so vernünftig, fast wie in den 80ern – kalkuliert, ohne unnötige Risiken. Konservativ, sicher, aber genau so gewinnt man dreiwöchige Rennen.“
Vingegaard war bei keiner Schlüsselprüfung isoliert. Ob Tempoarbeit, Lückenschließen oder Schutz im Finale – seine Domestiken hielten ihm konsequent den Rücken frei. Genau diese Geschlossenheit hatte Holm bei der Tour vermisst, die schließlich in einer Niederlage für den Dänen endete.

Dänischer Einfluss im Mannschaftswagen

Ein möglicher Faktor für den Kurswechsel: Jesper Mørkøv. Der dänische Sportdirektor von Visma lenkt das Team bei der Vuelta und bringt laut Holm eine besondere Note ein. „Ob es am Team oder an Mørkøv liegt, überlasse ich ihnen. Aber einen Dänen im Auto zu haben, ist sicher kein Nachteil“, sagte er. „Das gibt Jonas hundertprozentige Rückendeckung – und die braucht man in einer Grand Tour, wo man nie weit von einer Katastrophe entfernt ist.“
Für Holm ist diese Struktur nicht nur hilfreich, sondern unverzichtbar. „Er hat ständig Teamkollegen um sich. Niemand jagt eigenen Ergebnissen nach. Genau das haben sie bei der Tour nicht gemacht.“

Der Sieg, der alles veränderte

Der Solo-Erfolg auf der 9. Etappe war für Vingegaard ein Befreiungsschlag – und ein Wendepunkt für das gesamte Team. „Wenn Ciccone oder Almeida ihn geschlagen hätten, würden wir jetzt ganz anders reden“, so Holm. „Dieser Sieg brachte Ruhe, nicht nur für Jonas, sondern für die ganze Mannschaft.“
Vingegaard liegt nun in Schlagdistanz zu Torstein Træen im Roten Trikot und gilt wieder als klarer Favorit. „Er ist so stark, dass er nur verlieren kann“, erklärte Holm. „Das ist keine einfache Position, aber er wird ihr gerecht.“

Was kommt nach dem Ruhetag?

Bislang profitierte Visma davon, dass Teams wie Lidl-Trek das Tempo diktierten. Holm warnt jedoch, dass dieser Vorteil nicht anhalten werde: „Von jetzt an wird Lidl-Trek nicht mehr helfen. Visma muss entscheiden, ob sie selbst die Kontrolle übernehmen oder das Rennen bremsen wollen.“
Für Holms Analyse steht fest: Vingegaards Konkurrenz hat nach der Pyrenäen-Etappe an Glauben verloren. „Sie versuchten, ihn abzuschütteln – und er hat den Test bestanden. Einige von ihnen sind in diesem Moment gebrochen.“
Der Unterschied zwischen Vingegaard bei der Tour und bei dieser Vuelta könnte weniger in den Beinen als im Team liegen. Die disziplinierte Geschlossenheit von Visma könnte am Ende den Ausschlag geben. „Sie machen alles richtig“, resümierte Holm. „Und genau so gewinnt man eine Grand Tour.“
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