Die Vuelta a España 2025 könnte das letzte Kapitel von
Juan Ayuso im Trikot des UAE Team Emirates sein. Hinter den Kulissen brodelt es, und immer mehr Stimmen deuten darauf hin, dass der Spanier seinen Vertrag vorzeitig lösen und zu Lidl-Trek wechseln will.
Am ersten Ruhetag der Rundfahrt stand Ayuso erneut im Mittelpunkt der Diskussionen. Seine Passivität am Schlussanstieg nach Valdezcaray, wo er bereits vor der Steigung zurückfiel und João Almeida keinerlei Unterstützung bot, sorgte für massive Kritik. Almeida musste im Kampf gegen Jonas Vingegaard völlig auf sich allein gestellt agieren – und verlor wertvolle Zeit im GC.
Dass Ayuso das Team verlassen möchte, scheint inzwischen offenkundig. Seine Leistungen in den ersten neun Tagen sind widersprüchlich. Einerseits ließ er sich auf der ersten Bergetappe früh abhängen, ohne sichtbaren Kampfgeist. Andererseits bewies er auf der 7. Etappe enorme Stärke, als er nach über 170 Kilometern Flucht mit einem furiosen Solo den Sieg holte. Wer so gewinnen kann, ist kaum ein Fahrer ohne Form.
Der große Widerspruch
Besonders irritierend war die Abfolge seiner Auftritte. Am einen Tag wirkte Ayuso schwach, am nächsten dominierte er das Rennen und zeigte, dass er mit seiner Form durchaus Akzente setzen kann. Diese Diskrepanz nährt den Verdacht, dass er sein eigenes Drehbuch schreibt – und nicht das des Teams.
Der Tiefpunkt kam zwei Tage später am Valdezcaray. Obwohl das Profil ihm lag, fiel er im Flachstück zurück, lange bevor das Rennen entschieden war. Im Anschluss erklärte er, es habe keinen Sinn ergeben, sich zu verausgaben: „Ich war müde und konnte dem Team nicht helfen. Ich bin nicht im GC-Kampf, also bringt es nichts, nur um der Sache willen zu pushen.“ Eine Aussage, die wie eine offene Absage an Almeida und die Teamtaktik wirkte.
Aufmüpfigkeit oder Selbstbestimmung?
Die Konsequenz ist klar: Ayusos Auftritte sind ungleichmäßig und wirken gezielt gesetzt. Er fährt, wann und wie er will – nicht, wie es die Mannschaft erwartet. Damit verstärkt er den Eindruck, dass er mit UAE längst abgeschlossen hat.
Ein Wechsel zu Lidl-Trek erscheint naheliegend. Dort könnte er sich aus dem Schatten von Tadej Pogačar, João Almeida und Isaac del Toro befreien. Doch Ayusos rebellisches Auftreten birgt Risiken. Potenzielle neue Arbeitgeber könnten sich fragen, ob sie einen Fahrer verpflichten wollen, der offen gegen Teaminteressen handelt.
Die Vuelta hat gezeigt, dass Ayuso großes Potenzial besitzt – doch genauso, dass er aneckt. Sein Etappensieg beweist seine Klasse, sein Verhalten lässt jedoch Zweifel an seiner Teamfähigkeit aufkommen. Die Frage bleibt: Schießt er mit seiner Rebellion über das Ziel hinaus?