„Sie haben mich ins Team geholt, um zu gewinnen, nicht um an einem Tour-Anstieg für Tadej Pogacar Tempo zu machen“ – Benoît Cosnefroy will bei UAE nicht die zweite Geige spielen

Radsport
Dienstag, 30 Dezember 2025 um 18:00
benoitcosnefroy-3
Benoît Cosnefroys Wechsel zu UAE Team Emirates - XRG ist nicht auf Geduld, Hierarchie oder Warten auf seine Chance gebaut. Von Beginn an macht der französische Puncheur klar, dass er nicht zum stärksten Team des Pelotons gewechselt ist, um in einer Helferrolle zu verschwinden.
Stattdessen versteht Cosnefroy seinen Transfer als Chance für etwas sehr Konkretes: Rennen zu gewinnen, die ihm wichtig sind, auf Terrain, das ihm liegt, mit einer Freiheit, die er anderswo nicht gefunden hätte.
Gegenüber Sporza skizzierte der 30-Jährige eine Vision, die bewusst außerhalb von UAEs Grand-Tour-Apparat liegt.
„Sie haben mich ins Team geholt, um zweitklassige Rennen zu gewinnen, nicht um auf einer Tour-Steigung für Tadej Pogacar Tempo zu machen“, sagte Cosnefroy und adressierte damit die Annahme, jeder Fahrer bei UAE existiere primär, um dem Superstar zu dienen.

Ein Wechsel, den nur wenige erwartet hatten – auch Cosnefroy nicht

Nach acht Saisons bei Decathlon AG2R La Mondiale Team überraschte Cosnefroys Abschied aus Frankreich einen Großteil des Pelotons. Ihn selbst ebenso.
„Selbst ich habe diesen Transfer nicht kommen sehen“, gestand er. Interesse von UAE gab es schon länger, doch Cosnefroy betonte, dass Interesse allein bei einem Team mit hartem Vertragswettbewerb wenig bedeutet. Viele Fahrer wollen die UAE-Farben tragen, nur wenige bekommen die Chance.
Ausschlaggebend war am Ende Klarheit. Decathlon AG2R La Mondiale informierte ihn früh in der Saison, dass er keinen neuen Vertrag erhalten werde, und erklärte offen, dass er nicht mehr in die Zukunftsplanung passe. Statt sich zu sträuben, nahm Cosnefroy den Moment an.
„Ich hatte das Gefühl, ein anderes Umfeld zu brauchen“, sagte er. „Es war der richtige Zeitpunkt zu gehen.“

Freiheit im mächtigsten Team des Radsports

Auf den ersten Blick wirkt UAE Team Emirates nicht wie die natürliche Adresse für einen Fahrer, der Autonomie sucht. Die Präsenz von Tadej Pogacar prägt alles, von Rennprogrammen bis zu medialen Erzählungen. Cosnefroy versteht diese Wahrnehmung, beharrt aber darauf, dass sie seiner Realität nicht entspricht.
„Es mag seltsam klingen, weil alle denken, dass man bei UAE für Tadej fährt“, sagte er. „Aber ich werde kaum je an seiner Seite fahren.“
Stattdessen wurde Cosnefroy verpflichtet, um Rennen anzuvisieren, für die sich UAE traditionell wenig interessierte. Das Team wird sogar bei französischen Eintagesrennen starten, die es bislang nie bestritt – ein Kurswechsel, den Cosnefroy eng mit seiner Palmares verknüpft.
„UAE wird zum ersten Mal den GP du Morbihan fahren“, merkte er an und verwies darauf, dass er dieses Rennen bereits dreimal gewonnen hat.
Dazu kommen eigene Chancen bei Rennen wie dem Brabantse Pijl, der Amstel Gold Race und der Flèche Wallonne, Veranstaltungen, die seinem punchigen Profil und seiner Renninstinktik entgegenkommen.

Warum Grand Tours den Erfolg nicht mehr definieren

Auffällig ist Cosnefroys Gleichgültigkeit gegenüber Grand Tours, ein Ansatz, der den Ambitionen vieler Altersgenossen widerspricht.
„Für mich gibt es im Grand-Tour-System keinen Platz, und das stört mich nicht“, sagte er. Er räumte ein, dass junge Fahrer oft von dreiwöchigen Rundfahrten träumen, blieb aber deutlich, wo seine Freude liegt.
„Eine Grand Tour nimmt dir drei Monate der Saison“, erklärte Cosnefroy. „Einen Monat Vorbereitung, einen zum Fahren, einen zur Erholung. In diesen drei Monaten fahre ich lieber andere Rennen und versuche, eines davon zu gewinnen.“
Diese Haltung trägt seinen Wechsel zu UAE. Erfolg misst sich für Cosnefroy nicht mehr an der Nähe zu den größten Rennen, sondern an der Möglichkeit, offensiv zu fahren und Chancen in Siege zu verwandeln.

Eine andere Rolle bei UAE

Cosnefroys Aussagen unterstreichen eine breitere Wahrheit über UAE Team Emirates. Trotz aller Grand-Tour-Dominanz strukturiert sich die Mannschaft zunehmend so, dass Spezialisten ihre persönlichen Ziele abseits des Hauptscheinwerfers verfolgen können.
Mit Pogacars zentraler Rolle und der dazugehörigen Hierarchie hat Cosnefroy kein Problem. Er will nur nicht dadurch definiert werden.
Sein Transfer zielt nicht darauf ab, Teil einer Siegermaschine zu werden. Er will diese Maschine nutzen, um auf eigenen Bedingungen weiter zu gewinnen.
Wenn das bedeutet, auf Tour-de-France-Bergzüge zu verzichten zugunsten französischer Eintagesrennen und ausgewählter Klassiker, ist Cosnefroy mit diesem Tausch mehr als einverstanden.
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading