Tim Wellens hat eine herausragende Saison 2025 mit
UAE Team Emirates - XRG abgerundet, in der er eine Schlüsselrolle bei Tadej Pogacars Tour-de-France-Sieg spielte und zugleich seinen eigenen Meilenstein feierte. Sein Etappensieg bei der Tour krönte nicht nur eine brillante Kampagne, sondern brachte ihn auch in den elitären Kreis der Fahrer, die Etappen in allen drei Grand Tours gewonnen haben.
Im Gespräch mit AS sprach der Belgier über das dominante Jahr von UAE, seine gewachsene Rolle im Team, sein Verhältnis zu Pogacar und, unvermeidlich, den überraschenden Abgang von
Juan Ayuso.
“Jetzt sind wir das”: Wellens über UAE’s Wandel zum weltbesten Team
Wellens hielt sich nicht zurück, als er nach UAE’s Aufstieg an die Spitze des Sports gefragt wurde. “Es ist beeindruckend. Ich erinnere mich an HTC, 2009, als sie so viele Rennen gewannen und alle sagten, sie seien das beste Team der Welt. Jetzt sind wir das. Die Saison 2024 war gut, und ich dachte, es würde schwer, das zu toppen, aber das ist uns gelungen. Ich weiß nicht, wie 2026 wird, aber die Messlatte liegt hoch.”
Sein eigener Übergang in eine konsequente Helferrolle verlief reibungslos – und aus seiner Sicht befreiend. “Für mich ist es zehnmal einfacher, für jemanden zu arbeiten, weil man keinen Druck hat. Ob du gut oder super gut fährst, die Leute sehen den Unterschied nicht. Und das in dem besten Team der Welt zu tun, ist ein Luxus.”
Pläne, Ambition… und Realismus
Wellens bestätigte, dass er seine Vertragsverlängerung lange vor der öffentlichen Bekanntgabe unterschrieben hat. “Ja. Ich habe schon vor einiger Zeit unterschrieben, auch wenn es später veröffentlicht wurde. Das liegt nicht daran, dass ich bei der Tour gewonnen habe, sondern daran, dass ich wirklich hier sein will.”
Gleichzeitig ist ihm der Generationswechsel im Peloton sehr bewusst. “Ich weiß es nicht. Ich hoffe, nach diesem Vertrag bei UAE zu bleiben, aber mir ist klar, dass junge Talente nachrücken. Wichtig ist für mich, dass mir das, was ich tue, wirklich Spaß macht: trainieren, Höhencamps… Ich weiß nicht, wann ich aufhöre. Jetzt gibt es Fahrer, die mit 18 oder 19 Rennen gewinnen. Alles verändert sich.”
Mit Blick auf 2026 bleiben seine Ziele vertraut. “Ähnlich wie dieses Jahr. Eine Grand Tour fahren – ich weiß noch nicht welche –, aber dabei sein. Wir haben natürlich ein sehr starkes Team, aber am liebsten würde ich zur Tour zurückkehren. Und dann die flämischen Klassiker. Hoffentlich kann ich einige davon gewinnen.”
Wellens spielte eine zentrale Rolle bei UAE’s Tour-de-France-Erfolg
Ayusos Abschied: Überraschung, Ratlosigkeit… aber auch Zuversicht
Im Team hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Juan Ayuso seinen Ausstieg erzwingen würde, und Wellens machte seine Überraschung deutlich. “Es ist seltsam, dass im Profiradsport jetzt Verträge gebrochen werden können. Für mich ist das neu, all das zu sehen, aber ich bin sicher, Juan tut es, weil er glaubt, dass es die richtige Entscheidung ist.”
Ob Ayuso die richtige Wahl getroffen habe, wollte Wellens nicht bewerten. “Es ist für mich schwer zu sagen, ob es richtig oder falsch war, aber eines ist sicher: Juan ist ein Fahrer mit großem Selbstvertrauen und er wird weiter Rennen gewinnen. Ich weiß nicht, ob es ein guter Wechsel ist, aber er wird definitiv Rennen gewinnen.”
Enge Bindung zu Pogacar und eine “glückliche Mannschaft”
Wellens hob auch den Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft hervor – insbesondere zu deren größtem Star. “Ja, ein guter Freund – aber nicht nur Tadej. Es ist schön zu sehen, mit welcher Begeisterung jeder von uns zu den Rennen fährt, und insgesamt wirkt das Team glücklich.”
Mit Blick auf 2026 ist Wellens zwar nicht mehr der unangefochtene Leader früherer Jahre, doch er blüht in einer Rolle auf, die zu ihm passt – und in einem Team, in dem die Stimmung trotz Vertragsabgänge weiterhin positiv ist.