Sam Bennett vor dem Giro-Start: "Ich will beweisen, dass ich noch da bin"

Radsport
durch Nic Gayer
Donnerstag, 08 Mai 2025 um 21:30
bennett
Wenn am Freitag der Giro d’Italia 2025 startet, beginnt nicht nur die neue Grand-Tour-Saison – für Sam Bennett steht auch ein sportlicher Wendepunkt bevor. Der irische Sprinter will nach einer langen Durststrecke endlich wieder auf das oberste Podest und führt das Decathlon AG2R La Mondiale Team mit hoher Motivation nach Italien.
Seit seinem letzten Grand-Tour-Etappensieg bei der Vuelta a Espana 2022 ist viel Zeit vergangen – und Bennett weiß: Es ist höchste Zeit für ein Erfolgserlebnis. Im Gespräch mit Cycling News formulierte er seine Zielsetzung glasklar: „Wir können den Giro nicht verlassen, ohne eine Etappe zu gewinnen.“
Der mittlerweile 34-Jährige hat sein Training in den vergangenen Monaten grundlegend umgestellt – weg von der herkömmlichen Methode, hin zu einem fokussierten, kraftbasierten Ansatz. „Ich fühle mich ganz gut“, sagte er. „Ich habe mein Training in den letzten ein bis zwei Monaten ziemlich verändert. Das macht mich zwar ein bisschen nervös, aber ich glaube, es wird funktionieren.“
Statt weiterhin auf reine Geschwindigkeit zu setzen, hat sich Bennett auf das entwickelt, was er für sein größtes Defizit hält: das Drehmoment. „Wir haben in den letzten Jahren versucht, mich schneller zu machen, aber am Ende war es nicht die Geschwindigkeit, die fehlte – es war das Antrittsvermögen.“ Um das zu verbessern, hat er viele kurze, intensive Einheiten absolviert.
Bennett geht damit bewusst einen anderen Weg als viele seiner Sprinterkollegen, die weiterhin auf große Umfänge schwören. „Ich war immer ein Freund des klassischen Volumentrainings – viele Stunden im Sattel, solide Grundlagen. Aber jetzt denke ich: In meinem Alter ist die Ausdauer bereits tief verankert. Ich vermisse sie nicht wirklich.“
Ein besonders emotionaler Moment für Bennett war der überraschende Rücktritt seines langjährigen Rivalen Caleb Ewan, der sich Anfang der Woche wegen Motivationsproblemen vom Profiradsport verabschiedete. „Das hat mich wirklich getroffen. Caleb war jemand, mit dem ich mich im Feld gut verstanden habe – auch abseits des Rennens“, sagte Bennett. „Dass Leute in meinem Umfeld plötzlich aufhören, hat mich zum Nachdenken gebracht.“
Doch für Bennett selbst ist der Hunger nach Siegen ungebrochen. „Ich habe immer noch diesen Schmerz im Bauch, wenn ich verliere. Und solange das so ist, weiß ich, dass ich noch nicht fertig bin. Ich will wieder Etappen gewinnen – hier, beim Giro. Und ich will zeigen, dass ich noch dazugehöre.“
Die Gelegenheit dazu könnte nicht besser sein: Der Giro startet mit einer Etappe, die prädestiniert für einen Massensprint ist – das Rosa Trikot winkt dem Sieger. Ein Traumstart für einen Sprinter, der zeigen will, dass er noch immer zur Weltspitze gehört.
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