Der britische Tour-de-France-Sieger
Bradley Wiggins hat bekannt gegeben, dass er für eine intensive Trauma-Therapie in die Vereinigten Staaten reisen wird – in eine Klinik im US-Bundesstaat Utah, deren Aufenthalt von
Lance Armstrong finanziert wird.
Bei einer Veranstaltung zur Vorstellung seiner neuen Autobiografie The Chain erklärte Wiggins, dass er „am Freitag“ nach Amerika fliege, um dort eine einwöchige Behandlung zu beginnen. Armstrong, mit dem sich Wiggins in den letzten Jahren zunehmend angefreundet hat, übernimmt die Kosten und hat ihm laut Wiggins auch eine Rolle im Radsport angeboten – „eine Plattform, bei der ich nicht auf ein Fahrrad steigen muss“.
„Er [Armstrong] hat mir einen Besuch in einer Top-Trauma-Beratungsklinik in Utah bezahlt, also freue ich mich darauf“, sagte Wiggins gegenüber The Telegraph. „Er war eine große Stärke für mich, eine Inspiration – auf menschlicher Ebene.“
Unterstützung in einer schwierigen Zeit
Der 44-Jährige hat in den letzten Monaten offen über sexuellen Missbrauch in seiner Kindheit, seine Kämpfe mit Drogenabhängigkeit und die psychischen Folgen seiner Karriere gesprochen. Armstrong sei in dieser Phase eine zentrale Stütze gewesen.
„Lance war sehr, sehr gut zu mir“, sagte Wiggins zuvor in einem BBC-Interview. „Man kann jemanden nur danach beurteilen, wie er dich behandelt – und Lance war eine konstante Quelle der Hilfe. Einer der Hauptgründe, warum ich heute mental und körperlich an einem besseren Ort bin.“
Bereits im Frühjahr hatte Wiggins gegenüber L’Équipe erklärt, Armstrong habe ihm die Therapie empfohlen – ein Programm, das „sein Leben verändert“ habe. „Es dauert eine Woche, man verbringt zehn Stunden am Tag in einem Raum, ohne Telefon, ohne Ablenkung. Ich weiß nicht, was mich erwartet – wir werden sehen“, sagte er damals.
Armstrong als Mentorfigur
Lance Armstrong, einst einer der umstrittensten Sportler der Welt, hat sich in den letzten Jahren als eine Art Mentor und Unterstützer für andere gefallene Athleten neu positioniert. Über seinen Podcast The Move und persönliche Kontakte engagiert er sich zunehmend in Fragen der psychischen Gesundheit.
Besonders medienwirksam war seine Unterstützung für Jan Ullrich, den er während dessen Suchtkrise begleitete. Ullrich selbst erklärte später, Armstrong habe ihn „ins Leben zurückgebracht“.
Mit Wiggins steht nun ein weiterer Tour-de-France-Sieger unter Armstrongs Schirmherrschaft – zwei Männer, die auf sehr unterschiedliche Weise an die Grenzen des Ruhms gestoßen sind, nun aber versuchen, ihre Geschichte in etwas Heilendes zu verwandeln.