Kontroverse in Ruanda: Belgischer Journalist wird nach Kritik an der Regierung vom Flug ausgeschlossen: „Das spricht Bände über den autoritären Charakter des Regimes"

Radsport
Samstag, 20 September 2025 um 11:00
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Die UCI-Straßenweltmeisterschaften 2025 in Ruanda sollten ein historischer Moment für den Radsport werden – die erste Austragung auf afrikanischem Boden. Doch bevor die Rennen überhaupt begonnen haben, überschattet ein Konflikt um Pressefreiheit und Zensur die Vorbereitungen.

Ausschluss trotz Akkreditierung

Der belgische Journalist Stijn Vercruysse (VRT NWS), langjähriger Afrika-Korrespondent, durfte seinen Flug nach Kigali nicht antreten – obwohl er über eine vollständige UCI-Akkreditierung und eine offizielle Genehmigung des ruandischen Sportministeriums verfügte. Am Check-in-Schalter wurde er informiert, dass die ruandische Regierung der Airline die Beförderung untersagt habe.
„Die ruandische Regierung hat der Fluggesellschaft untersagt, mich an Bord des Flugzeugs zu lassen. Das spricht Bände über den autoritären Charakter des Regimes“, erklärte Vercruysse gegenüber seiner Redaktion.

Hintergrund: Kritische Berichterstattung

Vercruysse hatte in der Vergangenheit kritisch über das politische Klima in Ruanda berichtet – ein möglicher Grund für den Ausschluss. Offiziell wurde kein Grund genannt. Auffällig: Der Rest des belgischen Medienkontingents, darunter Sporza und weitere VRT-Kollegen, durfte problemlos einreisen.

Politische Dimension

Die WM gilt für viele Beobachter als Chance, den Radsport global zu öffnen und die wachsende Begeisterung in Ruanda zu präsentieren. Kritiker hingegen sahen die Vergabe von Anfang an skeptisch und warfen Präsident Paul Kagame vor, das Event zur Imagepflege auf der Weltbühne zu nutzen.
Die Entscheidung, einen Journalisten mit kritischem Hintergrund auszugrenzen, bestätigt nach Ansicht vieler die Befürchtungen über Einschränkungen der Pressefreiheit.

Belgische Reaktion

Das belgische Außenministerium hat um Klärung gebeten. Außenminister Maxime Prévot betonte, dass Ruanda als Gastgeber eines globalen Sportereignisses auch internationale Standards wahren müsse:
„Es ist nicht nur ein Rennen. Es ist die Weltmeisterschaft. Und die Welt schaut zu.“

Ein WM-Start unter Schatten

Während sich die besten Fahrer der Welt – darunter Titelverteidiger Remco Evenepoel – auf ihre Wettbewerbe vorbereiten, wird die WM von einer Debatte begleitet, die weit über den Sport hinausgeht: Wie frei kann über die Spiele berichtet werden, wenn kritische Stimmen ausgeschlossen werden?
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