Immer mehr Profis beenden ihre Karriere in vergleichsweise jungen Jahren. Oft wird dies mit der frühen Leistungsentwicklung der heutigen Generation erklärt – doch derzeit betrifft es vor allem Fahrer, die ohne Vertrag dastehen, weil Teams zunehmend auf noch jüngere Talente setzen. In dieser Übergangsphase verabschieden sich einige, bevor ihre Laufbahn richtig Fahrt aufnehmen kann. Nun zählt auch Deutschlands
Jannik Steimle dazu.
Der 29-Jährige beendet seine Karriere zum Saisonende, wenige Monate nachdem er Vater geworden ist – ein Umstand, der seine Entscheidung offensichtlich mitgeprägt hat. Steimle wurde 2016 beim Team Felbermayr–Simplon Wels Profi und verbrachte zwei Jahre in Österreich, später beim Team Vorarlberg. Schon damals deutete sich sein Klassiker-Potenzial an: Er gewann die Oberösterreich-Rundfahrt und feierte mehrere Etappensiege bei kleineren Rundfahrten.
Im August 2019 erhielt Steimle einen Stagiaire-Vertrag bei Soudal–Quick-Step und hinterließ sofort Eindruck. Mit seinem Sieg beim Kampioenschap van Vlaanderen empfahl er sich für den Sprung ins WorldTour-Team. Dort wurde er Teil des Klassikerblocks und unterstützte zudem sowohl Klassementfahrer als auch Sprinter. 2020 gewann er die Slowakei-Rundfahrt und verpasste bei der Vuelta einen Etappensieg nur knapp. 2021 bestätigte er seine Stärke bei einwöchigen Rundfahrten, erneut mit einem Etappenerfolg in der Slowakei. Doch 2022 und 2023 blieben die Ergebnisse aus – insbesondere in den Klassikern –, und Steimle fand keinen neuen Vertrag.
Q36.5 Pro Cycling griff zu und verpflichtete ihn für 2024. Mit dem Sieg beim GP de Denain gelang ihm dort wohl der größte Erfolg seiner Karriere. 2025 fuhr er an der Seite von Tom Pidcock, doch ohne nennenswerte Resultate wurde sein Vertrag nicht verlängert, zumal das Schweizer Team sein Niveau mit mehreren prominenten Neuzugängen anhob. Steimle zieht nun die Konsequenzen und beendet seine Laufbahn – mit sieben Profisiegen – im selben Alter wie Jonas Gregaard, der nur wenige Tage zuvor ebenfalls seinen Rücktritt erklärt hatte.