„Es gibt in jeder Karriere einen Kipppunkt“ – Ein Visma-Routinier über die Tour de France und das Karriereende

Radsport
Samstag, 22 November 2025 um 17:55
wilcokelderman
Team Visma | Lease a Bike verfügt über mehrere Langzeit-Routiniers im Aufgebot, viele davon Bergfahrer. Während das Niveau von Jahr zu Jahr steigt, bleibt Wilco Kelderman generationenübergreifend konkurrenzfähig. Obwohl er inzwischen klar als Edelhelfer eingesetzt wird, findet der 34-Jährige seine Motivation weiterhin, und die Tour de France ist für ihn das Rennen, das ihn wie kein anderes antreibt.
Doch Gedanken an den Abschied schwingen in der Ferne mit. „Vielleicht mache ich nach 2027 noch ein Jahr weiter, aber das wird man sehen“, sagte Kelderman gegenüber Wielerflits. „Meine Familie ist zuhause, meine Töchter werden groß. Manchmal sind Trainingslager und Höhencamps sowie Wettkämpfe in großer Höhe ein bisschen schwierig. Aber meine Motivation bleibt intakt.“
Kelderman hat sich nach vielen Jahren als einer der Führungskräfte bei Visma gut in seine neue Rolle eingefügt. Schon 2013 fuhr er an der Seite der Weltspitze – zu einer Zeit, in der das für einen so jungen Fahrer unüblich war. Seine Karriere wurde von zahlreichen Verletzungen und Erkrankungen gebremst, dennoch lieferte er konstant ab. Vielleicht war 2020 sein bestes Jahr: Er beendete jedes Etappenrennen, das er startete, in den Top 10 und wurde anschließend Dritter beim Giro d’Italia, den er in der Schlusswoche sogar anführte.
„Der Wille, hart zu trainieren und alles zu tun, um vorne im Rennen zu sein, ist derselbe. Solange das so bleibt, mache ich weiter. Aber es gibt in jeder Karriere einen Kipppunkt, an dem Faktoren wie Familie und körperliche Verfassung das Radfahren weniger genießen lassen – und dann ist Schluss.“

Tour de France zurück im Fahrplan? 

Der Sprung in Vismas Tour-de-France-Aufgebot ist schwierig. Das Team ist hochkompetitiv und richtet seinen Fokus seit Jahren fast vollständig auf die Grand Boucle. Kelderman stand sechsmal bei der Tour am Start, bei insgesamt 19 Grand-Tour-Teilnahmen. In diesem Jahr fuhr er stattdessen den Giro d’Italia und die Vuelta a España, wo er Simon Yates und Jonas Vingegaard zum Gesamtsieg verhalf. Als erfahrener Bergfahrer bringt er weiterhin Qualität und Ruhe in solche Projekte ein.
Dennoch zieht es ihn zur Tour, zumal er zuletzt bewiesen hat, dass er dort noch immer Leistung bringen kann. „Ich habe 2023 und 2024 sehr genossen. Mir ist aufgefallen, dass mich ein klarer Plan, die Tour zu gewinnen oder ein Rennen zu dominieren, stärker macht. Wenn ich gut drauf bin, kann ich in den kommenden Rennen wertvoll sein. Ich bin gespannt, mit welchem Plan das Team kommt.“
Oberstes Ziel bleibt für ihn der Teamerfolg, obwohl ihm ein WorldTour-Sieg noch fehlt und sein letzter Sieg über zehn Jahre zurückliegt. „Ich schätze die Erfolge der Mannschaft und bin sehr glücklich, täglich hart trainieren zu können. Ich bereue keine Entscheidung in meiner Karriere und habe auch nicht das Gefühl, Chancen verpasst zu haben, weil ich für andere gefahren bin.“
Wilco Kelderman 2025, @Sirotti
Wilco Kelderman im Jahr 2025. @Sirotti
Klatscht 0Besucher 0
loading

Gerade In

Beliebte Nachrichten

Loading