„Isaac kann der beste Fahrer der Welt werden“: UAE-Teamchef hält mit seinen Erwartungen nicht zurück

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 19 Dezember 2025 um 7:30
Isaac del Toro
Während andere WorldTour-Schwergewichte insgeheim hoffen, dass Tadej Pogacar irgendwann vom Rad steigt, betrachtet UAE Team Emirates - XRG einen möglichen Machtwechsel als internes Projekt. Der designierte Erbe der Pogacar-Krone heißt nach Teamlesart Isaac del Toro, die große Entdeckung des diesjährigen Giro d’Italia.
Noch vor knapp zwei Jahren saß der damals 20-jährige Del Toro am Medientag seines Teams an einem Nebentisch und verfolgte, wie Pogacar in der Pressekonferenz eine Frage nach der anderen beantwortete. Heute, 24 Monate später, hat sich das Bild gedreht: Del Toro sitzt auf Pogacars Platz, umringt von rund 30 Journalistinnen und Journalisten, die mehr über seinen Rennkalender und seine Ambitionen erfahren wollen.

Ein kometenhafter Aufstieg mit Ansage

Der Aufstieg des jungen Mexikaners verlief rasant. Als Neo-Profi stieß er zu dem Powerhouse von UAE, begleitet von klaren, aber vorsichtigen Erwartungen. Teammanager Joxean Matxin formulierte die interne Haltung damals so: „Kann Del Toro eines Tages um das Gesamtklassement einer Grand Tour kämpfen? Er ist ein Kletterer, aber wir müssen noch sehen, wie er sich nach sehr fordernden Bergetappen erholt.“
Tadej Pogacar und sein Teamkollege Isaac del Toro
Tadej Pogacar und sein Teamkollege Isaac del Toro
Zwei Jahre später liefert die Straße eine deutliche Antwort. In der vergangenen Saison war Del Toro optimal positioniert, um den Giro d’Italia zu gewinnen. Ein taktisch geprägtes Duell mit Richard Carapaz kostete ihn jedoch auf der letzten Bergetappe die maglia rosa, die schließlich an Simon Yates ging.

Der Giro-Stachel und eine vielversprechende Zukunft

Dieses Finale beschäftigt Del Toro bis heute, doch das Gesamtbild bleibt hochgradig positiv. Sieben Siege in den italienischen Herbstklassikern unterstrichen, dass die Zukunft des Mexikaners nicht allein auf Grand Tours begrenzt ist.
Diese Entwicklung veranlasste seinen Agenten Alex Carrera zu einer selbstbewussten Einschätzung: „Del Toro hat das Potenzial, die Nummer eins der Welt zu werden.“ Aus dem Mannschaftswagen ergänzt Matxin diese Aussage mit Bedacht, ohne ihr zu widersprechen: „Ich möchte keinen Druck aufbauen oder ihn mit Pogacar vergleichen, aber Isaac kann der beste Fahrer der Welt werden, keine Frage. Vor allem angesichts dessen, was er mit erst 22 gezeigt hat.“
Der Teammanager ordnet auch den Giro-Kontext klar ein: „Wir sind mit Ayuso und Adam Yates als Kapitänen gestartet. Del Toro war zusammen mit McNulty eine GC-Option, und Isaac hat seine Chance genutzt.“ Dann wird Matxin deutlich: „Er hat gezeigt, dass er den Giro bereits hätte gewinnen können.“

Lernen vor der Führungs-Rolle

Trotzdem verzichtet UAE Team Emirates - XRG vorerst darauf, Del Toro bei einer Grand Tour die alleinige Kapitänsrolle zu übertragen. Diese Zurückhaltung folgt einem klaren Plan. „Warum? Weil wir ihm noch nicht die volle Verantwortung geben wollen, ein Team über drei Wochen zu führen“, erklärt Matxin. „Wir glauben, dass die Tour für Isaacs Entwicklung die beste Wahl ist.“
Der Plan für den Juli steht fest: Del Toro soll die Tour de France als Lernphase an der Seite von Pogacar bestreiten. „Isaac wird die Tour vor allem fahren, um zu lernen. Kein Druck, aber mit Vertrauen“, betont der Teamchef.
Eigene Ambitionen des Mexikaners, etwa auf die Nachwuchswertung, spielen dabei eine untergeordnete Rolle. „Das Weiße Trikot ist kein Ziel“, stellt Matxin klar. „Es kann sich ergeben. Aber mit jemandem wie Tadej im Team ist unser Hauptziel naturgemäß das Gelbe Trikot. Wenn für Del Toro das Weiße dazukommt, ist es ein schönes Extra.“
Am Ende bleibt die zentrale Frage: Wird Isaac del Toro eines Tages im Gelben Trikot über die Champs-Elysees rollen? Bei UAE Team Emirates - XRG arbeitet man bereits daran, dass diese Vorstellung mehr ist als nur eine Hypothese.
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