INTERVIEW | Geraint Thomas - „Es ist fast so, wie als Kind kurz vor Weihnachten“

Radsport
Samstag, 06 September 2025 um 13:24
geraintthomas
Geraint Thomas bestreitet die Tour of Britain 2025 – die letzte Rundfahrt seiner langen Profikarriere. Vor der vierten Etappe sprach er mit RadsportAktuell.de über die Bedeutung, seine Zeit im Peloton ausgerechnet auf heimischem Boden zu beenden, im Kreis von Freunden, Familie und Fans. Der Tour-de-France-Sieger von 2018 räumte ein, dass die Emotionen Tag für Tag stärker werden, je näher das Ende rückt.
„Ja, ganz sicher. Es ist so unwirklich, denn das Hotel, in dem wir untergebracht sind, liegt nur ein paar Kilometer von unserem Hochzeitsort entfernt“, erklärte Thomas. „Mit dem Team hier zu sein und gleichzeitig auf den heimischen Straßen zu fahren, begleitet von der ganzen walisischen Fangemeinde – das ist schon etwas Besonderes. Ich bin wirklich glücklich, hier zu sein.“
Die Stimmung rund um das Rennen war außergewöhnlich: Viele Zuschauer trugen Masken mit dem Konterfei von Thomas. Er nahm es mit Humor, zeigte sich aber auch gerührt. „Ja, das ist schon ein bisschen seltsam, wenn man rausfährt und sein eigenes Gesicht in der Menge sieht. Aber die Unterstützung, die ich während meiner gesamten Karriere erfahren habe, war einfach fantastisch. Ich fühle mich wirklich privilegiert, meinen Abschied hier feiern zu dürfen.“
Was die sportlichen Ambitionen betrifft, gab sich der Waliser realistisch: „Oh, ich werde keine großen Ergebnisse mehr holen, aber ich möchte meinen Teamkollegen helfen und meinen Teil beitragen. Gleichzeitig geht es darum, die letzten Tage einfach zu genießen. Noch rund 240 Kilometer sind übrig – ich will alles aufsaugen und das Beste daraus machen. Es ist fast so, wie als Kind kurz vor Weihnachten: Es fühlt sich endlos an, doch plötzlich ist der große Tag da und man denkt: ‚Oh Gott‘.“
Geraint Thomas 2025
Geraint Thomas 2025

"Der morgige Tag wird mir wehtun"

Besonders bewegend war für Thomas, seine Familie am Straßenrand zu sehen: „Es ist schon ein komisches Gefühl, vor allem, weil ich meine Frau und meinen Sohn heute Morgen hier getroffen habe. Ich glaube schon, dass es emotional wird, wenn ich sie wiedersehe. In Paris, am Ende der Tour, war es auch überwältigend. Ich werde versuchen, mich zusammenzureißen, aber vermutlich gelingt mir das nicht.“
Im Juli fuhr Thomas letztmals die Tour de France – das Rennen, in dem er vom Profi zum walisischen Radsporthelden wurde und seinen Namen endgültig in den Geschichtsbüchern verankerte. „Ich hatte das Glück, viele große Momente zu erleben, aber die Tour wird immer herausragen. Diese drei Wochen waren einfach unglaublich.“
Wie es nach dem Karriereende weitergeht, ließ er offen: „Zuerst möchte ich die nächsten Tage genießen. Natürlich sprechen wir mit dem Team über eine mögliche Rolle für die Zukunft, aber jetzt ist erstmal Abstand wichtig. Ein paar Wochen ohne Radsport werden guttun. Danach, das weiß ich, kommt die Lust zurück, wieder etwas anzupacken. Es gibt viele Möglichkeiten, und ich freue mich darauf.“
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