„Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht daran gewöhnen musste, Wout van Aert Anweisungen zu geben" - Visma DS über das Führen von Legenden und den Gewinn der Grand Tour

Radsport
Samstag, 01 November 2025 um 15:00
Jonas Vingegaard und Victor Campenaerts
Das Team Visma | Lease a Bike hat 2025 eine historische Saison hinter sich. Mit Siegen beim Giro d’Italia und der Vuelta a España festigte die niederländische Mannschaft ihren Ruf als eines der dominierenden Teams im Welt­radsport. Einer der Architekten hinter diesem Erfolg war Jesper Mørkov – ein Mann, der mit 37 Jahren kaum älter ist als einige seiner Fahrer, aber längst das Vertrauen der großen Namen im Team genießt.

Vom Neuling zum Grand-Tour-Siegermacher

Mørkov übernahm Anfang 2025 erstmals die Rolle des leitenden Sportdirektors bei einer Grand Tour – und das gleich doppelt. „Natürlich habe ich mich gefragt, ob Visma vielleicht eine Nummer zu groß für mich ist“, gibt er im Gespräch mit DR Sporten zu. „Aber ich habe die Ärmel hochgekrempelt und gezeigt, dass es nicht nur um den Lebenslauf geht.“
Mit Simon Yates’ Triumph beim Giro und Jonas Vingegaards Sieg bei der Vuelta hat Mørkov seine Kompetenz eindrucksvoll bewiesen. Besonders stolz ist er auf die Mischung aus Planung, Ruhe und Improvisation, die ihm in Spanien zum Erfolg verhalf.

Hinter den Kulissen der Vuelta

Auf der 9. Etappe nach Estación de Valdezcaray legte Vingegaard den Grundstein für seinen späteren Sieg. Ein früher Angriff brachte den entscheidenden Vorsprung gegenüber João Almeida. Doch der Däne kämpfte im weiteren Verlauf mit gesundheitlichen Problemen – und Mørkov musste umdenken.
„Jonas hatte die Angliru-Etappe als Ziel, aber an dem Tag fühlte er sich nicht gut“, erklärt er. „Also wechselten wir auf einen defensiven Plan. Es ging nicht mehr darum, zu gewinnen, sondern Zeitverluste zu vermeiden.“ Vingegaard rettete sein rotes Trikot – und zeigte, dass auch defensive Strategien zu großen Erfolgen führen können.

Respekt und Routine

Trotz seiner Jugend musste sich Mørkov an die Rolle gewöhnen, Legenden wie Wout van Aert oder Vingegaard taktische Anweisungen zu geben. „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich mich nicht daran gewöhnen musste, Wout van Aert Anweisungen zu geben“, schmunzelt er. „Er ist einer der größten Stars des Sports – und ich sage ihm, wie er ein Finale fahren soll. Das war anfangs seltsam.“
Doch sein Ansatz – klar, ruhig, detailorientiert – kam im Team gut an. Die Kommunikation auf Dänisch mit Vingegaard erleichterte vieles: „Es klingt banal, aber es ist unglaublich angenehm, jemanden zu haben, mit dem man in der eigenen Sprache sprechen kann. Das schafft Vertrauen.“

Eine wachsende Führungsrolle

Neben seinen Erfolgen bei den Grand Tours hat Mørkov auch ein Händchen für Nachwuchsförderung bewiesen. Unter seiner Leitung gewann der junge Matthew Brennan in seiner ersten Profisaison zwölf Rennen – ein weiterer Beweis für Mørkovs Gespür für Talententwicklung.
„Innerhalb der Mannschaft spüre ich mehr Respekt“, sagt er. „Vielleicht ist das zu viel gesagt, aber es besteht kein Zweifel, dass die Ergebnisse, an denen ich beteiligt war, meine Position gestärkt haben.“

Blick nach vorn

Ob Mørkov 2026 die sportliche Leitung bei der Tour de France übernehmen wird, steht noch nicht fest. Doch eines ist klar: Der Däne hat sich in kürzester Zeit einen Platz unter den angesehensten Sportdirektoren des Pelotons erarbeitet.
„Ich nehme die Dinge, wie sie kommen“, sagt er bescheiden. „Das ist der Traumjob, von dem ich nie geträumt habe – weil ich nie gedacht hätte, dass er möglich ist.“
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