„Nichts ist auf dem Papier" - Biniam Girmay gibt zu, dass er versucht, die Fusion von Intermarché und Lotto zu verlassen und sich einem neuen Team anzuschließen

Radsport
Samstag, 01 November 2025 um 12:45
Biniam Girmay
Der eritreische Superstar Biniam Girmay hat erstmals öffentlich bestätigt, dass er kurz davor steht, Intermarché-Lotto zu verlassen – jenes Team, das in den kommenden Tagen offiziell vorgestellt werden soll, inklusive neuer Struktur und Sponsoren. Beim Tour-de-France-Kriterium in Singapur, wo Girmay einer der Hauptakteure war, sprach er ungewöhnlich offen über die Situation und machte klar, dass eine Trennung praktisch unvermeidlich ist.

„Wir haben das Geld verloren“

„In den letzten zwei Jahren haben wir uns enorm verbessert und gezeigt, dass wir große Rennen gewinnen können“, sagte Girmay gegenüber Cyclingnews. „Aber dieses Jahr war frustrierend. Wir haben das Geld verloren, wir hatten nicht genug Budget, um neue Fahrer zu verpflichten oder die guten Leute zu halten, die wir schon haben. Das war kein gutes Jahr – wegen solcher Umstände.“
Das belgische Team befand sich in einer finanziell angespannten Lage: Laut belgischen Medien hatte Intermarché über zwei Millionen Euro Schulden angehäuft, was die geplante Fusion mit Lotto-Dstny mehrfach ins Wanken brachte. Sportlich lief es ebenfalls schlecht – nur vier Saisonsiege, keiner davon auf WorldTour- oder .Pro-Ebene. Dass die Mannschaft den WorldTour-Status trotzdem halten konnte, war allein dem Punktepolster aus den erfolgreichen Vorjahren zu verdanken.

Eine Fusion voller Chaos

Offiziell wird das neue Projekt „Lotto-Intermarché“ heißen und unter der Lizenz von Lotto laufen. Während einige Fahrer und Mitarbeiter übernommen werden, müssen viele andere ihren Platz räumen – oft ohne klare Kommunikation seitens des Managements. Fälle wie Tom Paquot, der trotz mündlicher Zusagen keinen Vertrag erhielt, sorgten für Unruhe im Peloton und in den belgischen Medien.
„Es ist einfach nicht das beste Jahr für uns“, erklärte Girmay nüchtern. „Zu viele Unsicherheiten, zu viele offene Fragen.“

Zukunft: fast sicher bei Israel – Premier Tech

Noch vor wenigen Monaten galt Girmays Zukunft als offen – eine „50:50-Entscheidung“, wie er selbst sagte. Doch nun scheint klar: Der 24-Jährige wird nicht im neuen Lotto-Intermarché-Projekt bleiben.
„Es ist nicht der richtige Moment, um Details zu nennen“, betonte Girmay. „Aber die Fusion ist im Gange, und morgen werden wir wissen, wer bleibt. Früher stand es 50:50, jetzt bin ich mir fast sicher, dass ich nicht bleibe.“
Am wahrscheinlichsten ist ein Wechsel zu Israel – Premier Tech, das dank neuer Sponsoren und eines erweiterten Budgets den Wiedereinstieg in die UCI WorldTour schafft. Ein Wechsel zu UAE Team Emirates wurde zwar zwischenzeitlich diskutiert, scheint aber vom Tisch.

„Ich kann nichts tun, bevor klar ist, ob ich frei bin“

Trotz der klaren Zeichen hält sich Girmay offiziell bedeckt. „Wir sprechen mit mehreren guten Teams“, sagte er. „Aber im Moment ist alles nur Gerede, weil ich nicht weiß, ob ich wirklich frei bin. Ich kann nichts unternehmen, solange nicht feststeht, was mit meinem Vertrag passiert – und was mein Team offiziell ist.“

Ein Star zwischen zwei Welten

Für Girmay, der 2022 mit seinem historischen Sieg bei Gent–Wevelgem als erster Afrikaner einen WorldTour-Klassiker gewann, steht damit ein weiterer Wendepunkt bevor. Sein Abgang markiert nicht nur das Ende eines Kapitels bei Intermarché, sondern möglicherweise auch den Beginn einer neuen Phase – bei einem Team, das ihm die sportliche und finanzielle Stabilität bieten kann, die das belgische Projekt zuletzt nicht mehr gewährleisten konnte.
Wenn die Fusion in den kommenden Tagen offiziell wird, könnte Girmays Name schon auf einer anderen Teamliste stehen – als Aushängeschild eines neuen, ehrgeizigen Projekts und als Symbol dafür, dass selbst in einem turbulenten Transfersommer Klarheit manchmal nur durch den eigenen Mut entsteht, loszulassen.
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