Zum ersten Mal seit dem aufsehenerregenden Abgang von
Juan Ayuso hat sich UAE-Teamchef Joxean Fernandez „Matxin“ öffentlich zu den Umständen der Trennung geäußert. Trotz der heftigen Kritik des Spaniers zeigt der erfahrene Manager versöhnliche Töne – und betont, dass er den 23-Jährigen weiterhin sehr schätzt.
In einem Interview mit Eurosport España erklärte Matxin, er habe „immer versucht, ihn zum Bleiben zu bewegen“ und seine Beziehung zu Ayuso sei trotz der Spannungen grundsätzlich positiv geblieben. „Ich habe ein wirklich gutes Verhältnis zu ihm und wünsche ihm alles Gute“, sagte Matxin. „Er hat sich unglücklich ausgedrückt, aber ich habe immer gewollt, dass er bleibt. Nachdem wir gesprochen hatten, konnte ich beide Seiten verstehen. Am Ende war es die beste Lösung für alle.“
Ein Bruch im Rampenlicht
Der Konflikt eskalierte, als UAE Team Emirates am ersten Ruhetag der Vuelta a España 2025 Ayusos bevorstehenden Abschied bekannt gab – ohne sein Wissen. Der Fahrer reagierte empört, warf dem Team vor, „mein Image beschädigen zu wollen“, und sprach von einer „Diktatur“ innerhalb der Mannschaft. Seine Aussagen dominierten tagelang die Schlagzeilen und entfachten eine hitzige Debatte über Machtstrukturen im modernen Radsport.
Hintergrund des Zerwürfnisses war eine zunehmend angespannte Beziehung zum Management. Die Verhandlungen über eine Vertragsverlängerung bis 2030 waren Anfang des Jahres gescheitert, und die Unklarheit über Ayusos künftige Rolle im Team um
Tadej Pogacar führte letztlich zur Trennung – drei Jahre vor Vertragsende.
Matxin jedoch relativierte die Vorwürfe: „Man kann seine Meinung haben“, sagte er. „Aber man sollte sie nicht in der Hitze des Gefechts gegenüber den Medien äußern. Emotionen kochen manchmal über, besonders in Momenten großer Spannung. Das sind Erfahrungen, aus denen man lernt.“
Vom Wunderkind zum Rivalen
Ab 2026 wird Ayuso für Lidl–Trek fahren – ein Transfer, der die Hierarchien im Kampf um die großen Rundfahrten neu ordnen dürfte. Der Spanier, der 2025 acht Siege feierte, darunter Etappen bei Giro und Vuelta sowie den Gesamtsieg bei Tirreno–Adriatico, gilt längst als einer der komplettesten Fahrer seiner Generation.
„Er wird ein herausragender Radfahrer sein“, lobte Matxin. „Er ist schon jetzt einer der Besten der Welt. Ich hoffe, er gewinnt viele Rennen – nur nicht gegen uns.“
Mit Ayusos Wechsel verliert UAE eines seiner größten Talente, doch Matxin sieht darin auch eine Chance für beide Seiten. Während Pogacar weiterhin das klare Aushängeschild des Teams bleibt, eröffnet sich für Ayuso die Möglichkeit, endlich die alleinige Führungsrolle in einem Grand-Tour-Projekt zu übernehmen.
Ein Spiegel der modernen Teamdynamik
Die Causa Ayuso offenbart, wie schwierig es für Superteams geworden ist, mehrere Kapitäne und Ambitionen zu vereinen. Zwischen Hierarchie, Erwartungsdruck und persönlichem Ehrgeiz zu vermitteln, ist selbst für erfahrene Manager wie Matxin eine Gratwanderung.
Für Ayuso ist der Wechsel der nächste logische Schritt – raus aus Pogacars Schatten, hinein in eine neue Verantwortung. Für UAE endet damit ein turbulentes Kapitel, das exemplarisch zeigt, wie fragil selbst die engsten Beziehungen im Hochleistungssport werden können.
Doch trotz aller Spannungen überwiegt bei Matxin der Respekt: „Ich wollte immer nur das Beste für ihn“, sagte er abschließend. „Manchmal laufen Dinge anders, als man hofft – aber ich glaube wirklich, dass diese Entscheidung für beide Seiten richtig war.“