Andrea Raccagni Noviero hat zum Abschluss seiner ersten WorldTour-Saison die beiden heiligsten Termine im italienischen Kalender im Visier. Nach einem Jahr, das ihn von Australien bis nach China führte und in dem er große Fortschritte machte, hat der 21-Jährige klare Ziele:
Mailand-Sanremo – und eines Tages der Giro d’Italia.
Sein Jahr begann in Adelaide, wo er auf der Schlussetappe der Tour Down Under erstmals in die Top Ten fuhr. „Es war schön, meine Saison mit einer Top-Ten-Platzierung auf der letzten Etappe zu beginnen“, sagte er im Gespräch mit Tutto Bici Web. Der gelungene Start bestärkte ihn in seiner neuen Rolle bei Soudal–Quick-Step und zeigte, dass er auf höchstem Niveau mithalten kann.
Wenige Tage später machte Raccagni beim Cadel Evans Great Ocean Road Race erneut auf sich aufmerksam, ehe er auf das Kopfsteinpflaster von Nordfrankreich traf. „An diesem Tag gab ich mein Debüt bei Paris-Roubaix. Ich habe gelitten, aber diese Erfahrung hat mich viel gelehrt. Die Unterstützung und die Atmosphäre waren einmalig“, erinnert er sich. „Ich hoffe, dass ich eines Tages wieder an diesem Rennen teilnehmen kann.“
Nach einer schwierigen Phase im Sommer kam der Durchbruch. „Als ich ins Renngeschehen zurückkehrte, war das Gefühl deutlich besser. In Polen bekam ich die Antworten, die ich suchte. Auf der Etappe nach Zakopane, einem sehr harten Kurs, wurde ich Vierter – knapp hinter Bagioli“, berichtete er zufrieden.
Diese Entwicklung setzte sich im Spätsommer fort: eine solide Deutschland Tour, ein siebter Platz bei der Slowakei-Rundfahrt und starke Leistungen bei den italienischen Herbstklassikern. „Der siebte Gesamtrang war wirklich unglaublich. Ich konnte meine erste Platzierung in einer Zeitwertung kaum fassen. Und wenn ich daran denke, dass ich das Trikot des besten Nachwuchsfahrers nur um zwei Sekunden verpasst habe … das war einer der wichtigsten Momente meiner Saison.“
Aufstieg, erster Sieg und der italienische Traum
Raccagni weiß genau, in welche Richtung er sich entwickeln will. „Ich möchte mich in den Anstiegen verbessern, denn dort fühle ich mich am stärksten. Natürlich bin ich auch auf der Jagd nach meinem ersten Sieg – und vielleicht kann ich ein paar Rennen in den Ardennen bestreiten.“
Doch die wahren Träume liegen zu Hause. „Ich wäre überglücklich, Mailand-Sanremo und den Giro d’Italia zu fahren“, gesteht er. Kein leeres Versprechen, sondern ein realistisches Ziel für einen Fahrer, der in seiner ersten Saison Konstanz und Charakter bewiesen hat.
Raccagnis Fortschritt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis harter Arbeit: lange Rennblöcke, klügere Positionierung, bessere Erholung und eine spürbare Entwicklung nach Höhentrainings. Mit seinen Leistungen im italienischen Herbstkalender und dem knappen Verpassen des Nachwuchstrikots in der Slowakei hat er sich vom lernenden Neo-Profi zu einem verlässlichen Fahrer mit Zukunft entwickelt.
Wenn 2025 das Fundament war, wird 2026 der Prüfstein: die Präsenz in Ergebnisse umwandeln, die Kletterbeine schärfen – und, wenn alles passt, den Traumstart bei Mailand-Sanremo oder dem Giro d’Italia erleben. Für Andrea Raccagni Noviero ist der Weg klar. Jetzt zählt die Arbeit, damit der Traum Wirklichkeit wird.