„Ich verstehe, warum sie protestieren – aber ich wünschte, sie hätten es woanders getan“ – Jonas Vingegaard äußert sich zur Vuelta-Debatte

Radsport
durch Nic Gayer
Sonntag, 14 September 2025 um 11:30
Vingegaard
Die Vuelta a Espana 2025, ohnehin bekannt für ihren brutalen Parcours, geriet durch wiederholte Unterbrechungen israelfeindlicher Demonstranten zusätzlich in den Fokus. Jonas Vingegaard von Premier Tech fand nach seinem Gesamtsieg bemerkenswert ausgewogene Worte: Er zeigte Verständnis für die Anliegen der Protestierenden, verteidigte zugleich die Integrität des Rennens und lobte das schnelle Handeln von Organisatoren und Polizei.
Mehrere Zwischenfälle beeinträchtigten die diesjährige Austragung. Auf der 20. Etappe blockierten Aktivisten erneut die Strecke, sodass das Peloton kurzfristig umgeleitet werden musste. Zwar kam niemand zu Schaden und die Etappe verlief am Ende ohne weitere Probleme, doch die wiederholten Eingriffe prägten ein Rennen, das eigentlich als Schaufenster der späten Grand-Tour-Saison gedacht war.

Vingegaard bleibt gelassen

Im Gespräch mit dem dänischen Magazin Feltet wirkte der Gesamtsieger gefasst: „Ich habe gesagt, dass ich verstehe, was los ist und warum sie protestieren. Ich wünschte nur, sie hätten es woanders gemacht – das will ich nicht verschweigen –, damit wir ein ordentliches Rennen fahren können. Aber sie tun es aus einem bestimmten Grund. Sie haben hier eine Plattform gefunden, die sie anderswo nicht finden konnten.“
Bilder, die die Vuelta 2025 dominierten
Bilder, die die Vuelta 2025 dominierten
Es war ein seltener Moment, in dem Vingegaard, sonst vor allem durch sportliche Leistungen auffallend, zu einem politischen Thema Stellung nahm. Seine Worte zeigten einen Fahrer, der den breiteren Kontext des Rennens wahrnimmt und das empfindliche Gleichgewicht zwischen Meinungsfreiheit und sportlicher Fairness erkennt.

Proteste und Reaktionen

Die Proteste richteten sich gegen das Team Israel - Premier Tech und reichten von Transparenten am Straßenrand bis zu koordinierten Blockaden. Zwar verhinderten die Organisatoren eine komplette Absage, doch mehrere Etappen mussten in letzter Minute umgeleitet oder neutralisiert werden.
Trotz der Störungen sparte Vingegaard nicht mit Lob für die Rennleitung und die spanische Polizei: „Wir mussten heute einen kleinen Umweg fahren, aber das war nicht gefährlich. Die Organisation und die Polizei hatten alles gut unter Kontrolle – und ich habe das Gefühl, dass sie das ganze Rennen über alles im Griff hatten.“

Ein ruhiger Champion im Chaos

Schon zu Beginn der Rundfahrt hatte sich Vingegaard klar geäußert und die Proteste als „verständlich, aber unangebracht“ bezeichnet. Ein Sportmedienanalyst würdigte seine Haltung später als „maßvoll und mutig“ – Eigenschaften, die im Profiradsport, wo politische Zurückhaltung meist die Regel ist, eher selten vorkommen.
Ob die Vorfälle langfristig eine Debatte über den Umgang des Sports mit Protesten und Sponsoring auslösen, bleibt offen. Für den Moment steht jedoch fest: Die Vuelta hat einen verdienten Sieger hervorgebracht – und einen, der auch inmitten der Kontroverse Haltung und Gelassenheit bewahrt hat.
Als sich der Staub einer chaotischen Rundfahrt legt, kehrt Jonas Vingegaard nicht nur im Roten Trikot nach Hause zurück, sondern auch mit dem Respekt vieler Beobachter für die Art, wie er dem unvorhersehbaren Theater um ihn herum begegnete.
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