Tom Pidcocks dritter Platz bei der
Vuelta a Espana 2025 gilt als Meilenstein in der Karriere des zweifachen Olympiasiegers. Experten sind sich einig: Der Podiumsplatz des 26-jährigen Yorkshireman markiert eine neue Etappe in einer ohnehin schon glanzvollen Laufbahn.
Auf der 20. Etappe überlebte Pidcock den brutalen Anstieg zur Bola del Mundo und sicherte sich hinter Jonas Vingegaard und Joao Almeida Rang drei. Für den Fahrer des Q36.5 Pro Cycling Teams war dies die endgültige Bestätigung, dass er auch im Grand-Tour-Gesamtklassement bestehen kann – eine Frage, die jahrelang offen geblieben war, während er seine Vielseitigkeit in unterschiedlichen Disziplinen unter Beweis stellte.
„Ein Reich für sich“
Der frühere Profi und TNT-Sport-Experte Matt Stephens ordnete Pidcocks Leistung in der Sendung The Breakaway ein: „Er wird jetzt zu einem der komplettesten Fahrer auf dem Planeten. Cross, Mountainbiking, Straße, Grand Tours, nicht nur Klassiker. Es gibt nur sehr wenige, die die Cross-WM, die Mountainbike-WM und Olympia im MTB gewonnen haben und bei einer Grand Tour auf dem Podium standen. Niemand. Und genau da steht
Tom Pidcock im Moment.“
Pidcock kletterte während der gesamten La Vuelta mit den Besten
Stephens betonte zudem, dass der Wert dieser Leistung über nackte Zahlen hinausgeht. Besonders die Emotionen nach der Etappe hätten gezeigt, wie viel ihm der Erfolg bedeutet: „Normalerweise hat er immer etwas zu sagen. Aber als er erklärte, dass dies die größte Fahrt seiner Karriere sei, brach seine Stimme. Das zeigt, wie wichtig es für ihn ist.“
Die richtige Umgebung
Für Stephens liegt der Schlüssel in Pidcocks Umfeld. Zum ersten Mal konnte er die Gesamtwertung zu seinen eigenen Bedingungen in Angriff nehmen. „Der Druck kam jahrelang von außen, weil alle sagten: ‚Tom Pidcock muss bei Grand Tours um die Gesamtwertung fahren.‘ Doch er hat es nicht geschafft. Jetzt ist er in einem Team, in einem Umfeld, wo er immer noch Tom Pidcock sein kann – aber frei, so zu fahren, wie er es möchte, ohne äußeren Druck.“
„Das öffnet eine ganz andere Tür“
Auch Adam Blythe analysierte in The Breakaway, dass Pidcocks Ergebnis eine wichtige Frage beantworte: „Wenn man sich Toms Palmarès ansieht, ist es solide. Er ist einer der Besten der Welt. Aber viele kritisierten, dass er mehr Geld verdient als seine Ergebnisse rechtfertigten. Doch seine Siege gehen über den Radsport hinaus – es sind die großen Rennen, Olympia oder Weltmeisterschaften. Wenn er groß rauskommt, kommt er groß raus.“
Blythe sieht im Vuelta-Podium den entscheidenden Schritt nach vorne: „Das ist ein Sprungbrett, nicht nur für seine Karriere, sondern auch für seine Ausstrahlung. Er ist dieses Jahr den Giro gefahren, um zu lernen. Viele fragten: ‚Warum setzt er nicht auf Etappen?‘ Ich war einer der lautesten Kritiker. Aber er lernte jeden Tag dazu – und das hat ihn stark gemacht.“
Mit Blick nach vorn ist Blythe überzeugt, dass Pidcock neue Möglichkeiten hat: „Er ist 26, drei Jahre jünger als Jonas Vingegaard. Er hat noch einen großen Teil seiner Karriere vor sich, und das öffnet eine ganz andere Tür. Jetzt weiß er, dass er es schaffen kann.“
Ein karrierebestimmender Meilenstein
Pidcocks Erfolge sind bereits außergewöhnlich: doppeltes olympisches Mountainbike-Gold, Weltmeistertitel in verschiedenen Disziplinen sowie Siege bei Amstel Gold und Strade Bianche. Doch das Vuelta-Podium steht für etwas Neues – den Beweis, dass er auch drei Wochen am Limit bestehen kann.
Oder wie Stephens es zusammenfasste: „Er ist einer der höchstdekorierten Fahrer der Welt. Einer der vielseitigsten. Aber das hier war etwas völlig anderes.“