„Ich habe versucht, es mir nicht anmerken zu lassen“ – Florian Lipowitz über den Druck während seines Tour-de-France-Debüts

Radsport
Freitag, 07 November 2025 um 16:00
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Florian Lipowitz hat offen über die mentale Belastung während seines Tour-de-France-Debüts gesprochen – und darüber, wie schwer es war, mit dem plötzlichen Druck umzugehen, als er sich unerwartet im Kampf um das Podium wiederfand. Der 25-jährige Deutsche, der als erster Fahrer seit Jan Ullrich das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers gewann, war eine der großen Überraschungen der Tour 2025. Doch hinter seiner ruhigen Art verbarg sich ein intensiver innerer Kampf.

„In Paris war es eine große Erleichterung“

„Ich habe versucht, es mir nicht anmerken zu lassen, aber Paris zu erreichen, war definitiv eine große Erleichterung für mich“, sagte Lipowitz im Ramp Table Talk, zitiert von Eurosport. „Bevor die Tour begann, hatte ich mir keine großen Ziele gesetzt – ich wollte einfach nur drei Wochen durchhalten und Paris erreichen. Erst in der zweiten Woche wurde mir klar, dass ich um einen Platz unter den ersten fünf kämpfen kann, vielleicht sogar um das Podium – und das erhöht natürlich den Druck.“
Seine kontrollierte und methodische Fahrweise beeindruckte Fans und Experten gleichermaßen. Doch Lipowitz verriet, dass seine Stärke weniger in Datenanalyse als vielmehr in Intuition liegt. „Ich schaue nicht auf den Leistungsmesser und trage auch keinen Herzfrequenzmesser“, erklärte er. „Wenn ich sehen würde, dass mein Puls 15 Schläge höher ist als im Training, würde ich das ganze Rennen darüber nachdenken. Also blende ich das alles aus und fahre einfach nach Gefühl – das ist für mich der beste Weg.“

Fahren nach Instinkt, nicht nach Zahlen

In einer Ära, in der das moderne Peloton zunehmend von Zahlen, Wattwerten und Telemetrie geprägt ist, wirkt Lipowitz’ Ansatz fast altmodisch – und zugleich erfrischend. „Man weiß, dass man gut trainiert hat und die Zahlen stimmen“, sagte er. „Aber das richtige Gefühl kommt erst, wenn nur noch fünf Fahrer in der Spitzengruppe sind – und ich bin noch dabei. Dann weiß ich, dass alles passt.“

Abschalten, um neu zu starten

Nach einer langen und kräftezehrenden Saison gönnt sich der Red Bull - BORA - hansgrohe-Fahrer nun eine wohlverdiente Pause. „Die Nebensaison ist die beste Zeit des Jahres“, sagte Lipowitz. „Ich lege sogar das Rad für vier oder fünf Wochen zur Seite. Es ist die einzige Zeit, in der man abends ausgehen und ein normales Leben führen kann.“
Florian Lipowitz’ reflektierte Worte zeigen einen jungen Fahrer, der trotz seines rasanten Aufstiegs gelernt hat, Gelassenheit zu bewahren. Zwischen Ehrgeiz und Instinkt, Leistung und Leichtigkeit hat der Tour-Debütant seinen eigenen Weg gefunden – und bewiesen, dass manchmal das Abschalten wichtiger ist als jede Zahl auf dem Display.
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