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Tour de France 2024 wird Geschichte schreiben – nicht wegen des Gelben Trikots, sondern wegen ihres Ziels. Erstmals seit Jahrzehnten endet das berühmteste Radrennen der Welt nicht in Paris, sondern an der Mittelmeerküste – in Nizza. Der Hintergrund: Die Olympischen Spiele 2024 blockierten den traditionellen Schlussakt auf den Champs-Élysées. Doch dieser Wechsel könnte mehr sein als nur eine einmalige Ausnahme.
„Ich denke nicht, dass das Finale in Nizza ein Einzelfall bleiben wird. Wir waren begeistert von der Stadt“, sagte Tour-Direktor Christian Prudhomme gegenüber Cycling Weekly. „Aber für mich ist entscheidend, dass wir immer eine starke Verbindung zur Stadt Paris behalten. Das bleibt für mich zentral.“
Die Verschiebung nach Nizza sei logistisch begründet gewesen, doch Prudhomme denkt weiter: „Die eigentliche Frage ist, was wir machen, wenn wir Paris ein weiteres Jahr nicht nutzen können. Wir wollen keinesfalls in Konflikt mit der Pariser Stadtverwaltung geraten, aber die politischen Gegebenheiten ändern sich.“
Denn Paris steht vor einem politischen Umbruch: Bürgermeisterin Anne Hidalgo tritt nicht zur Wiederwahl an. Im März 2025 wählen die Franzosen neue Stadtregierungen – auch in der Hauptstadt. Was das für die Zusammenarbeit mit der Tour bedeutet, ist offen.
Prudhomme bleibt dennoch diplomatisch: „Wir müssen abwarten, wie sich das neue Team in Paris aufstellt. Klar ist für mich nur: Die Tour de France ohne Paris – das kann auf Dauer keine Lösung sein. Paris ist Paris.“
Dennoch: Die erfolgreiche Austragung des Finales in Nizza weckt Begehrlichkeiten. Prudhomme verrät, dass es neben der Côte d’Azur noch eine zweite große französische Stadt gab, die sich für den Tour-Abschluss 2024 beworben hatte. Um welche Stadt es sich handelt, ließ er offen.
Ein weiteres Novum der diesjährigen Ausgabe ist der Zeitfahr-Rundkurs auf Montmartre am letzten Tag – ein spektakulärer, aber nicht unumstrittener Abschluss. Wo früher die Sprinter den letzten Showdown auf den Champs-Élysées ausfuhren, geht es nun um Sekunden und Wattzahlen.
„Die Champs-Élysées sind wunderschön, aber die Zuschauer verstecken sich oft unter den Bäumen. Man sieht zwar die Eleganz von Paris, aber nicht die Dichte der Menschenmassen“, erklärt Prudhomme. „In der Rue Lepic in Montmartre sieht man die Zuschauer – und die Spannung.“
Die Frage bleibt: Wird der neue Weg zur Norm? Prudhomme hält sich bedeckt – und deutet an, dass die Zukunft der Tour nicht allein in Paris geschrieben wird.