Die 15. Etappe der
Tour de France war nicht nur der Abschluss der zweiten Woche, sondern auch ein Tag, an dem sich das Rennen von seiner unvorhersehbaren Seite zeigte. Nach drei kräftezehrenden Tagen in den Pyrenäen lieferten die Fahrer ein spektakuläres Rennen, das ganz im Zeichen der Ausreißer und – überraschend – der Domestiken stand.
Domestiken als Hauptdarsteller
Eine hochkarätig besetzte Ausreißergruppe prägte den Tag. Namen wie Mathieu van der Poel, Wout van Aert oder Quinn Simmons tauchten wie gewohnt in der Spitze auf. Doch diesmal waren es die „stillen Helden“ des Pelotons, die das Rampenlicht für sich beanspruchten. Tim Wellens (UAE Team Emirates – XRG) und Victor Campenaerts (Visma | Lease a Bike) bestimmten mit kluger Taktik und mutigen Angriffen das Geschehen.
Der Lohn: ein grandioser Solosieg von Wellens – der fünfte Etappenerfolg für UAE bei dieser Tour. Für den belgischen Meister, meist als Edelhelfer von
Tadej Pogacar im Einsatz, war es ein wohlverdienter Tag persönlicher Anerkennung.
Stimmen zur Etappe: Das sagen unsere Experten
Víctor LF (CiclismoAlDía)
„Eine körperlich anspruchsvolle Etappe – vor allem für die Verfolger im Gesamtklassement. Auch wenn es kein großer Tag für die GC-Fahrer war, blieb das Tempo enorm hoch. Glückwunsch an Tim Wellens, der taktisch klug fuhr und seine Stärke eindrucksvoll bewies.
Aus spanischer Sicht war es ein guter Tag: Carlos Rodríguez und Iván Romeo zeigten sich aktiv, und Rodríguez kletterte erneut in der Gesamtwertung. UAE musste nicht selbst arbeiten – ein kluger taktischer Zug.“
Rúben Silva (CyclingUpToDate)
„Was für ein Spektakel! Die flache Anfangsphase wurde von einem wahren Ausreißerkrieg geprägt. Es zeigt sich erneut: Nur großartige Fahrer gewinnen bei der Tour. Wellens, Campenaerts, Simmons, Storer – sie alle in Topform und mit cleveren Manövern.
Wellens verdient besondere Anerkennung. Seine diesjährige Form ist herausragend – ein Meister in der Helferrolle, der nun endlich selbst glänzt.
Auch spannend: Jordan Jegat bringt mit brillanten Kletterleistungen sein ProTeam in die Nähe der Top Ten. Kleine Teams wie EF und Uno-X trugen Verantwortung und sorgten für Dynamik – großartig für Zuschauer!“
Félix Serna (CyclingUpToDate)
„Tim Wellens – oft unterschätzt, selten gefeiert. Doch heute hat er gezeigt, was für ein kompletter Fahrer er ist. 41 Karriere-Siege, das ist beeindruckend – besonders im Vergleich mit Fahrern wie Alaphilippe (44), van Aert (50) oder sogar Vingegaard (38).
Sein Wert für Pogacar und das UAE-Team ist kaum zu überschätzen. Wellens ist nicht nur ein treuer Helfer, sondern auch ein Leader im Schatten.
Interessant: Selbst wenn die Teamchefs nicht vorne sind, dominiert UAE – und Visma folgt. Ein Muster, das sich durchzieht.“
Rodríguez und Jegat überzeugen in der GC-Schlacht
Während der Fokus auf der Ausreißergruppe lag, nutzten Carlos Rodríguez (INEOS Grenadiers) und Jordan Jegat (TotalEnergies) die Gunst des Tages, um Zeit auf die Konkurrenz gutzumachen – mehr als vier Minuten auf ihre direkten GC-Rivalen. Ein strategischer Coup, der sich im letzten Tour-Drittel noch auszahlen könnte.