„Gaudu nutzte die Lücke“ – Chris Horner kritisiert Lidl-Trek nach Etappensieg des Franzosen

Radsport
Dienstag, 26 August 2025 um 14:00
Gaudu
David Gaudu hat auf der 3. Etappe der Vuelta a España 2025 für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Der Franzose von Groupama-FDJ schlug in Mondovì das dänische Duo Mads Pedersen und Jonas Vingegaard und sicherte sich damit seinen ersten Saisonsieg. Mit einer perfekt getimten Attacke auf der letzten Serpentine stach er beide Favoriten aus. Während bei Groupama-FDJ der Jubel groß war, seziert Ex-Vuelta-Sieger Chris Horner im Podcast die Fehler, die den Tag entschieden.
Horner bezeichnete die Etappe als „wie gemacht“ für Mads Pedersen. „Dies ist eine perfekte Etappe für einen Klassikerfahrer wie ihn“, sagte er und verwies auf die 2,4 Kilometer lange Zielgerade mit ihren Rampen von bis zu sieben Prozent. Hätte Lidl-Trek den Sprintzug bis in die letzten 200 Meter sauber kontrolliert, wäre Pedersen kaum zu schlagen gewesen, so Horner. Der Däne reiste schließlich mit großem Selbstvertrauen aus dem Giro an, wo er vier Etappen und die Punktewertung gewann, und gilt zusammen mit Jasper Philipsen als Topfavorit auf das Grüne Trikot.
Die frühe Fluchtgruppe mit Sean Quinn, Patrick Gamper, Alessandro Verre und Luca van Boven stellte das Feld kaum vor Probleme. Lidl-Trek kontrollierte mit hohem Tempo – für Horner ein riskanter Ansatz. „Sie sind zu sehr nach vorne gefahren. Am Vortag haben sie Ciccone isoliert, und heute drohten sie denselben Fehler zu machen“, kritisierte er. Zwar sorgten Verres KOM-Attacken und Quinns Soloversuch für Dynamik, doch entscheidend war für Horner, wie Lidl-Trek und Visma den Schlussanstieg anlegten.
„Wenn man Visma ist, will man diesen Anstieg von 2,4 Kilometern Vollgas fahren – mit Vingegaard, dem besten Kletterer der Welt. Aber Lidl-Trek hat eine andere Aufgabe. Sie müssen Pedersen frisch halten, nicht das Tempo verschärfen“, erklärte der Analyst. Stattdessen machten mehrere Teams im Finale Fehler. Horner nahm besonders Ben Turner (INEOS) ins Visier, der für Filippo Ganna zu früh antrat. „Turner weiß nicht, wie man einen Sprint vorbereitet. Er schaut ständig umher und zieht viel zu früh an. Das hat die Gruppe auseinandergerissen – ein Geschenk für Vingegaard.“
Auch Lidl-Trek selbst stellte Horner kein gutes Zeugnis aus. Giulo Ciccone habe Pedersen „zu tief reingezogen“ und damit dessen Punch geschwächt. „Er hätte sich hinter Visma verstecken können, aber er hat alles gegeben und damit Pedersen geschadet“, so Horner. Als die Favoriten den letzten Kilometer erreichten, war Pedersen gezwungen, den Sprint zu früh zu eröffnen.
Der entscheidende Moment kam wenige Sekunden vor dem Ziel. „65 Meter vor Schluss schießt David Gaudu innen vorbei. Er sieht die Lücke, nutzt sie und gewinnt“, schilderte Horner. Vingegaards Beschwerde, Gaudu habe ihn abgedrängt, wies er ab: „Wenn man die Innenseite nicht schützt, wird man jedes Mal geschlagen. Jonas hat Platz gelassen – Gaudu nicht.“
Für Horner war es weniger Pedersens fehlende Form als vielmehr die wiederholte taktische Schwäche von Lidl-Trek. „Sie haben denselben Fehler wie auf der zweiten Etappe gemacht: Zu früh vorne, Sprinter isoliert, zu weit draußen. Das kostet den Sieg.“ Gaudu hingegen habe alles richtig gemacht.
Am Ende sparte der Ex-Profi nicht mit Lob: „Glückwunsch, David Gaudu. FDJ hat großartig gearbeitet. Stefan Küng hat ihn perfekt geschützt, und Gaudu ist im richtigen Moment gegangen.“ Die Etappe zeigte für Horner, wie winzige Entscheidungen ein Grand-Tour-Rennen kippen können. Pedersen hatte die Beine, Vingegaard die Kletterstärke – doch Gaudu kombinierte Instinkt und Positionierung und krönte sich so zum Sieger von Mondovì.
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