Kein großes Aufsehen. Kein Abschiedsfest. Nur noch ein harter Tag in den Highlands von Ruanda und dann Stille. Für
Bauke Mollema geht es bei der
Weltmeisterschaft in Kigali nicht um persönlichen Ruhm, sondern um etwas, das ihm am Ende seiner Karriere wichtiger ist: ein letzter selbstloser Einsatz für das niederländische Team.
„Dies werden meine zwölften Weltmeisterschaften sein und auch meine letzten“, sagte Mollema mit gewohnter Bescheidenheit gegenüber
WielerFlits. „Ich bin fast 40 Jahre alt. Ich habe beschlossen, dass ich 2026 nicht nach Montreal fahren werde. Das ist für mich der Schlusspunkt bei den Weltmeisterschaften.“
Ein letztes Mal Straßenkapitän
Mollema reist nicht nach Ruanda, um das Feld zu füllen oder hinter dem Peloton zu winken. Er ist dort, um zu arbeiten – unermüdlich und taktisch – für
Thymen Arensman, das 25-jährige Talent von Ineos Grenadiers, das derzeit als größte niederländische Hoffnung auf den WM-Titel der Männer-Elite gilt.
Mollema in Aktion bei der Tour of Britain
Zwar hat Mollema bei Weltmeisterschaften nie ein Top-10-Ergebnis eingefahren – seine besten Platzierungen sind Rang 11 in Florenz (2013) sowie Rang 12 in Innsbruck (2018) und Zürich (2024). Doch sein Wert für die Nationalmannschaft geht weit darüber hinaus. Seit Jahren gilt er als einer der cleversten Taktiker und verlässlichsten Helfer im Peloton. In Kigali tritt er nicht als geschützter Fahrer an, sondern als erfahrener Straßenkapitän, der die jüngere Generation durch die Härte eines WM-Eintagesrennens führt.
„Ich glaube nicht, dass andere Länder oder Favoriten vor mir Angst haben werden“, sagte er mit einem verschmitzten Grinsen. „Und das zu Recht. Aber das könnte zu unserem Vorteil sein. Ich werde nicht der erste Fahrer sein, den sie jagen, und ich bin nicht hier, um für mich selbst zu fahren. Ich bin hier, um zu helfen.“
Der Kurs in Kigali wird diese Hilfe fordern: steile Anstiege, Hitze, Höhe und technische Passagen machen das Rennen unberechenbar. Mit mehr als 1.500 Metern über dem Meeresspiegel ist die ruandische Hauptstadt Neuland für viele – nicht aber für Mollema, der sich gezielt mit Höhentrainingslagern vorbereitet hat. „Ich bin wohl auf meinem besten Niveau des Jahres“, erklärte er. „Ich wurde Achter bei der Tour of Britain und habe alles getan, um bereit zu sein. Seit ich im Juli erfuhr, dass ich nominiert werde, habe ich in den letzten beiden Monaten wirklich alles gegeben. Koos Moerenhout gab mir dieses Vertrauen – und das hat mir geholfen, alles zu investieren.“
Eine Änderung der Wache
Das niederländische Aufgebot in Kigali verbindet Erfahrung und Jugend. Neben Routiniers wie Mollema und Wout Poels verstärken Fahrer wie Frank van den Broek, Menno Huising und Sam Oomen das Team. Doch die größte Hoffnung ruht auf Arensman. Groß, schlank und stark am Berg wie im Zeitfahren, bringt er das Potenzial mit, um auf diesem Kurs zu glänzen – auch wenn ihm die Erfahrung fehlt, die Unwägbarkeiten eines WM-Straßenrennens zu meistern.
Trotz seines Abschieds betont Mollema, dass er nicht von Emotionen geleitet wird. „Es ist nicht emotional“, sagte er. „Es ist motivierend. Ich wollte aus diesem Rennen ein richtiges letztes Ziel machen. Ich hatte kein Interesse daran, 2026 in Montreal zu fahren – ich hatte nie eine Affinität für diesen Kurs und wollte diese Vorbereitung nicht noch einmal durchlaufen. Ruanda machte Sinn. Es fühlt sich richtig an, hier zu enden.“
Seine WM-Karriere endet, doch Mollema fährt weiter. Er hat noch über ein Jahr Vertrag bei Lidl-Trek und hat nicht entschieden, welches sein letztes Profirennen wird. Doch Kigali markiert das Ende eines Kapitels: seine Zeit in Orange. Und wenn am Sonntag die niederländische Flagge hinter dem Regenbogen-Trikot weht, wird man Mollema nicht auf dem Podium finden. Sondern weiter hinten – bei den Lücken, die er geschlossen hat, bei der Ruhe, die er gebracht hat. Ein letzter Einsatz, nicht für Ruhm, sondern fürs Team.