Remco Evenepoels zweiter Platz bei Il Lombardia markierte nicht nur das Ende der Saison 2025, sondern auch das Ende einer Ära für Soudal – Quick-Step. Nach sieben Jahren, 67 Siegen und zahlreichen unvergesslichen Momenten verlässt der belgische Superstar das Team, um künftig für Red Bull – BORA – hansgrohe zu fahren.
Evenepoel, der 2019 als jugendliches Ausnahmetalent zum Team kam, entwickelte sich in Rekordzeit zu einem der komplettesten Fahrer seiner Generation. Sein Abschied hinterlässt eine Lücke – sportlich wie menschlich.
Ein leiser Profi mit hohen Ansprüchen
„Innerhalb des Teams ist er ein sehr ruhiger, angenehmer Typ – sehr professionell“, erklärte Teamarzt Steven Bex gegenüber Sporza. „Manchmal kann er anspruchsvoll sein, aber das muss man auch, wenn man an der Spitze stehen will.“
Auch hinter den Kulissen wurde der 25-Jährige geschätzt. Für Osteopath Anthony Pauwels, der ihn seit seiner ersten Profisaison betreute, war die Zusammenarbeit mehr als nur ein Job:
„Remco hat einen starken Charakter, er weiß genau, was er will – aber er ist auch ein guter Mensch. Nach sieben Jahren entsteht eine besondere Beziehung.“
Im Finale der Lombardei fand Evenepoel selbst einen Moment der Dankbarkeit, wie Sportdirektor Davide Bramati verriet:
„Auf den letzten 500 Metern hat er sich noch einmal bei uns bedankt. Es wäre schön gewesen, mit einem Sieg abzuschließen – aber es sollte nicht sein.“
Vom Fußballtalent zum Weltmeister
Als Evenepoel 2019 zu Quick-Step kam, war er ein unerfahrener Ex-Fußballer mit außergewöhnlichem Potenzial. Nur wenige Jahre später gewann er die Vuelta a España, triumphierte bei einem Monument und wurde in Wollongong Weltmeister.
„Mit der Zeit hat er erkannt, wie groß sein Einfluss ist“, sagte Teamsprecher Phil Lowe. „Er verstand, welchen Wert er für das Team und den Radsport insgesamt hatte – und wie wichtig es war, mit den Medien zu arbeiten, um dieses Bild zu prägen.“
Teamkollege
Pieter Serry, der mehr Renntage an seiner Seite verbrachte als jeder andere, blickte mit Wehmut zurück:
„Die Trainingslager, die Siege, die Weltmeisterschaftsfeier in Brüssel – das sind Erinnerungen, die bleiben. Auf dem Balkon in Brüssel zu stehen, nach dem WM-Triumph, war für mich der schönste Moment.“
Das Ende einer goldenen Ära
Der Wechsel zu Red Bull – BORA – hansgrohe gilt als einer der spektakulärsten Transfers der letzten Jahre – mit potenziell großen Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis im Profiradsport. Bei Quick-Step überwiegt dennoch der Stolz:
„Remco war ein Gewinner – auf und neben dem Rad“, betonte
Louis Vervaeke. „Mit ihm zu fahren, war eine Freude.“
Für Soudal – Quick-Step endet mit seinem Abgang ein prägendes Kapitel. Die Jahre mit Evenepoel stehen sinnbildlich für den Aufstieg eines außergewöhnlichen Talents – und für eine Ära, die den belgischen Radsport verändert hat.
Künftig wird das Team aus der Ferne zusehen, wie Evenepoel ein neues Kapitel aufschlägt. Doch eines ist sicher: Seine Zeit bei Quick-Step wird für immer einen besonderen Platz in der Geschichte des Teams behalten.