„So etwas habe ich noch nie gesehen“ - Der belgische Trainer staunt über den Ausnahmekönner Tadej Pogacar

Radsport
Montag, 13 Oktober 2025 um 11:00
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Die Art und Weise, wie Tadej Pogacar die letzten Wochen der Saison 2025 geprägt hat, lässt die Radsportwelt staunen. Seine Solosiege bei den Weltmeisterschaften, den Europameisterschaften und der Lombardei boten zwar wenig Spannung, waren aber in ihrer Dominanz schlicht überwältigend.
Einer, der das Geschehen mit Bewunderung verfolgt, ist der belgische Trainer Paul Van den Bosch – ein erfahrener Coach, der unter anderem mit Tim Wellens gearbeitet hat. „Ich bin schon seit vielen Jahren in diesem Geschäft“, sagte er gegenüber Sporza. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Eine Stufe über allen anderen

Pogacars Herbst war eine Demonstration purer Kontrolle und physischer Überlegenheit. Bei den Weltmeisterschaften in Kigali ließ er das Feld mit einem langen Solo zurück – ein Auftritt, der an legendäre Zeiten des Radsports erinnerte. Eine Woche später wiederholte er das Kunststück bei den Europameisterschaften. Und auch bei der Lombardei-Rundfahrt setzte er sich erneut durch – mit einer Leichtigkeit, die fast surreal wirkte.
Während andere Spitzenfahrer nach einer langen Saison an Substanz verlieren, scheint Pogacar in dieser Phase erst recht aufzublühen. Van den Bosch sieht darin das wahre Geheimnis seiner Klasse: „Heutzutage trainiert jeder hart“, erklärte er. „Aber die eigentliche Frage ist: Wer kann am härtesten pushen? Pogacar ist eine Ausnahme.“

Training mit einer anderen Intensität

Diese Ausnahme zeigt sich nicht nur im Wettkampf. Auch im Training erreicht Pogacar Werte, die selbst im Profibereich außergewöhnlich sind. Seine Grundlageneinheiten sollen zwischen 320 und 340 Watt liegen – in Zone 2 wohlgemerkt. Für die meisten Fahrer sind das Rennwerte, keine Trainingsdaten.
„Das entspricht bei ihm rund fünf Watt pro Kilogramm“, so Van den Bosch. „Andere würden das als Maximaleinheit fahren, Pogacar hält das sechs Stunden lang durch. Selbst seine lockeren Fahrten haben eine Intensität, die für andere schon fordernd wäre.“
Diese Fähigkeit, dauerhaft im Renntempo zu trainieren, erklärt, warum Pogacar im Peloton oft so mühelos wirkt. Schon bei den Strade Bianche zu Beginn des Jahres fuhr er in einem Tempo davon, das er später selbst als „Trainingstempo“ bezeichnete – ein Tempo, das seine Konkurrenten längst an ihre Grenzen brachte.
„Wenn er sich im Rennen noch in Zone 2 befindet, verbrennt er Fett, während die anderen bereits ihre Glykogenspeicher leeren“, erklärte Van den Bosch. „Das bedeutet, dass er im Finale noch zwei Stunden Vollgas geben kann. Das ist der entscheidende Unterschied.“

Mehr als nur Dominanz

Pogacars Saison 2025 wird in die Geschichtsbücher eingehen. Nach seinem erneuten Triumph bei der Tour de France gewann er das Regenbogentrikot in Kigali, holte den Europameistertitel und feierte anschließend seinen vierten Sieg in Folge bei der Lombardei-Rundfahrt – ein Rekord, der seine Ausnahmestellung untermauert.
Der Slowene war schon zuvor ein Generationstalent, doch in diesem Herbst hat er eine neue Dimension erreicht. Van den Bosch fasst es treffend zusammen: „Ich habe in meiner Zeit viele große Champions gesehen. Aber was Pogacar jetzt macht – das haben wir noch nie gesehen.“
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