„Ein Fahrer, dessen Stolz verletzt ist, kann gefährlich sein“ – Richard Virenque warnt vor verfrühter Pogacar-Krönung

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 22 Juli 2025 um 10:35
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Während viele Beobachter Tadej Pogacar bereits als sicheren Tour-Sieger sehen, bleibt Richard Virenque vorsichtig. Der siebenfache Gewinner des Gepunkteten Trikots glaubt, dass die letzte Woche der Tour de France 2025 noch große Überraschungen bereithalten könnte – sowohl im Kampf um das Maillot à pois als auch um das Gelbe Trikot. Besonders die Königsetappen auf den Mont Ventoux, den Col de la Loze und nach La Plagne könnten laut Virenque das Rennen noch einmal völlig neu ordnen.
„Mit Ventoux, La Loze, La Plagne... kommen wir zu den harten Sachen“, sagte Virenque im Gespräch mit Cyclism'Actu. „Die Punkte zählen doppelt für die hors catégorie. Lenny Martinez hat gute Chancen auf das Gepunktete Trikot, aber die Favoriten im Gesamtklassement werden ebenfalls angreifen. Wenn ich wetten müsste, würde ich sagen: Vingegaard holt sich das Trikot. Er hat den Ehrgeiz, im Hochgebirge auf Punktejagd zu gehen.“

Ventoux als Prüfstein – Martinez vs. Vingegaard

Für Nachwuchsstar Lenny Martinez, der bei seiner ersten Tour versucht, in Virenques Fußstapfen zu treten, wird der Mont Ventoux zur Schlüsselprüfung. Zum ersten Mal seit 2021 steht der mythenumwobene Anstieg wieder auf dem Programm – für Virenque eine Etappe mit Gänsehautgarantie.
„Für einen Bergsteiger ist der Ventoux der absolute Gipfel. Ich bin im Süden aufgewachsen – für mich ist das der legendärste Pass. Doppelt so schwer wie Alpe d’Huez. Der Wind, das Publikum, das Finale: schrecklich und magisch zugleich.“
Trotz Pogacars Dominanz bleibt Virenque zurückhaltend. Zwar habe der Slowene psychologisch die Oberhand, doch Jonas Vingegaard sei keineswegs abzuschreiben.
„Er wurde dominiert, ja. Aber er hat sich nicht blamiert – und ein verletzter Stolz kann gefährlich sein. Pogacar scheint unantastbar, aber die Tour kann sich drehen: Ein Sturz, ein Schwächeanfall – und alles ist offen.“

Zwischen Vermächtnis und Gegenwart

Neben seiner Analyse blickt Virenque auch auf seine eigene Geschichte zurück. Ein altes Gepunktetes Trikot von ihm ist mittlerweile Teil eines privaten Radsportmuseums. „Wenn man im Museum landet, hat man ein kleines Stück Geschichte geschrieben. Es ist schön, dort neben Namen wie Jalabert oder Boonen zu hängen.“
Besonders würdigt er dabei die Arbeit von Louis-Nicolas, der die Sammlung aufgebaut hat – und hofft, dass sie bald öffentlich zugänglich wird: „So etwas gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.“
Für Virenque ist klar: Pogacar fährt eine beeindruckende Saison – aber er bleibt angreifbar.
„Er ist bei allen wichtigen Rennen präsent, sogar Paris-Roubaix. Aber er ist nicht unbesiegbar. Ein einziger Tag kann alles ändern – und genau das macht die Tour so spannend.“
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