„Geradezu skandalös“ – Jonas Vingegaard sollte sich laut Kritikern neues Team suchen: Selbst Pogacar zeigt Verständnis

Radsport
Dienstag, 22 Juli 2025 um 9:27
JonasVingegaard
Ob Jonas Vingegaard noch im Kampf um das Gelbe Trikot bei der Tour de France 2025 ist, darüber lässt sich sicherlich streiten. Aus Sicht von Team Visma | Lease a Bike aber – so zumindest die Meinung eines ehemaligen Tour de France Siegers – müssten sie bedingungslos an Vingegaards Chancen im Gesamtklassement festhalten. Doch genau das scheint in den letzten Tagen nicht mehr der Fall zu sein.
„Ich weiß, ich kritisiere Visma ständig – aber ganz ehrlich: Das wird langsam lächerlich. Die Art, wie sie fahren, ist einfach hoffnungslos. Ich verstehe es nicht“, beginnt ein wütender Bjarne Riis in seiner Kolumne für BT.dk. „Nach der Etappe am Sonntag stellt sich wirklich die Frage, ob Jonas sich nicht besser nach einem neuen Team umsehen sollte. Offensichtlich steht er bei ihnen nicht mehr an erster Stelle. Es ist einfach enttäuschend mitanzusehen. Selbst Tadej Pogačar sagte, er wäre an Jonas’ Stelle nicht zufrieden.“
„Er hat die Situation komplett offengelegt – Visma regelrecht bloßgestellt – und gesagt, dass er nicht nachvollziehen kann, wie drei Teamkollegen von Jonas vorne angreifen können, während Jonas selbst am Ende des Feldes kämpft“, erklärt Riis weiter. „Pogačar musste sie selbst wieder einholen – und solange er das macht, hat Jonas keine Chance, ins Rennen zurückzufinden. Tut mir leid, aber das ist verdammt kritisch.“
Tatsächlich lösten Pogačars deutliche Worte über Vismas Umgang mit Vingegaard eine breite Debatte aus – zumal bereits zuvor Vingegaards Ehefrau öffentlich Kritik am Team geäußert hatte. Für Bjarne Riis ist deshalb klar: Der Moment, an dem sich Vingegaard und Visma trennen, könnte näher rücken – auch wenn er selbst einräumt, dass das in der Realität alles andere als einfach wäre.
„Es ist etwas zu einfach, einfach zu sagen: ‚Vingegaard sollte das Team wechseln‘ – auch wenn das nach der Etappe wie die naheliegende Reaktion wirkt. Denn sind wir ehrlich: Das wird nicht passieren. Wir reden hier von Jonas – nicht von irgendeinem Fahrer“, erklärt Riis. „Er schätzt Vertrautheit und Stabilität. Er steht unter einem langfristigen Vertrag.“
„Das würde bedeuten: neue Leute, ein neues Umfeld, ein komplett neues Setup – und ich glaube nicht, dass er dafür unbedingt bereit ist. Wahrscheinlicher ist, dass er die Zähne zusammenbeißt und einfach weitermacht. Oder aber, er haut mit der Faust auf den Tisch und sagt: ‚So, jetzt reicht’s!‘ Vielleicht hat Trine (Vingegaards Ehefrau) das kommen sehen, als sie sich bereits zu Beginn der Tour kritisch geäußert hat.“
Pogacar Vingegaard
„Es ist wirklich traurig, dass wir überhaupt diese Diskussion führen müssen“, fährt Riis wütend fort. „Wir haben hier einen Dänen, der die Tour de France zweimal gewonnen hat – jemanden, den wir alle anfeuern. Wir wollen ihn fliegen sehen. Strahlen. Die Tour gewinnen. Und trotzdem wird er so behandelt.“
„Das Team lässt ihn völlig im Stich, und ich finde das schlichtweg beschämend. Was denken die sich dabei? So etwas sieht man bei keinem anderen Team“, so Riis weiter.
„Ich habe ein bisschen Erfahrung in diesem Sport. Ich habe viel erlebt – im Radsport wie im Leben. Aber das hier? Das ist einfach nicht richtig. Einmal, zweimal – okay. Aber das passiert jetzt immer wieder. Jonas bekommt nicht die Unterstützung, die er braucht. Das ist offensichtlich. Und das ist ein echtes Problem. Im Moment fährt er im falschen Team. Und als Däne denke ich mir nur: ‚Hmm, Jonas, du musst da jetzt was ändern.‘ Wie gut muss er eigentlich noch fahren, damit Visma endlich an ihn glaubt?“
„Zeigt diesem Mann Respekt. Er hat hart dafür gearbeitet, dahin zu kommen, wo er heute steht. Zeigt Respekt für den Weltklasse-Fahrer, der er ist. Er hat ihn absolut verdient – und ich kann wirklich nicht nachvollziehen, warum das so schwer ist“, schließt der Tour-de-France-Sieger von 1996. „Das Problem ist: Die Teamleitung hat Wout van Aert versprochen, dass er machen kann, was er will. Natürlich führt das hin und wieder zu Problemen und Konflikten – selbst wenn ich glaube, dass sich die Fahrer untereinander eigentlich gut verstehen. Aber diese Führungsstrategie passt einfach nicht. Und so kam es zur Situation auf der Etappe am Sonntag, wo Jonas völlig verlassen wirkte – während sein Team offenbar viel mehr an einem Etappensieg interessiert war.“
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