„Die Vuelta wird meine erste Grand Tour sein“ - Belgiens Klettertalent steht vor dem Aufstieg in die WorldTour 2026

Radsport
Dienstag, 18 November 2025 um 16:30
Jarno Widar
Jarno Widar hat offiziell bestätigt, dass seine erste Saison als Profi einen Start bei der Vuelta a España umfassen wird. Für den 20-jährigen Belgier, der seit Jahren als eines der größten Klettertalente des Landes gilt, markiert dieser Schritt den Beginn eines sorgfältig geplanten Übergangs vom U23-Ausnahmekönner zum Fahrer, der sich in der WorldTour beweisen soll.
Im Gespräch mit HLN skizzierte Widar ungewöhnlich klar, wie seine Debütsaison aussehen wird. Der Frühling ist dabei ganz auf die Ardennen ausgerichtet, ein Terrain, das seiner explosiven Bergqualität entgegenkommt. Wie er erklärte, wird er im März und April Strade Bianche, La Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich bestreiten. Auch ein Start beim Amstel Gold Race steht im Raum, abhängig davon, wie er sich von der Baskenland-Rundfahrt erholt. Danach folgt sein erster großer Eckpfeiler: die Vuelta. Diese soll ihm alle Lektionen vermitteln, die ein künftiger Rundfahrer braucht – Belastungssteuerung über drei Wochen, das Navigieren in hektischen Finalen und den Umgang mit den mentalen und körperlichen Schwankungen eines langen Rennens. Der Saisonabschluss ist mit Il Lombardia ebenfalls bewusst gewählt, ein Monument, das jungen Kletterern traditionell als Prüfstein dient.
Widar wirkt, trotz seiner blitzschnellen Entwicklung, erstaunlich gefasst. Er weiß, dass die WorldTour andere Gesetze hat als die U23-Kategorie, in der er regelmäßig auf den schwersten Anstiegen explodierte und ganze Felder zerlegte. Die Grand Tour ist für ihn kein Ort, an dem er gleich im ersten Anlauf nach Ergebnissen greifen muss. Eher ein Klassenzimmer, wie er selbst sagt – drei Wochen, in denen er lernen will, wie man Energie einteilt, wie man Rückschläge verarbeitet und wie man sich an die Spitze eines Profipelotons heranarbeitet, das keine Fehler verzeiht.
Sein Team vertraut ihm jetzt schon Verantwortung an. Dass ein Neoprofi mit einem solchen Rennprogramm ausgestattet wird, ist ein klares Signal. Strade Bianche, Ardennenklassiker, Baskenland-Rundfahrt, Vuelta – das ist ein Kalender, den man nur Fahrern gibt, die man langfristig in einer Leaderrolle sieht. Der Kletterspezialist aus Sint-Truiden wird nicht geschont, aber auch nicht überfordert. Sein Fahrstil, geprägt von Angriffslust und rhythmischer Konstanz am Berg, passt ideal in dieses Schritt-für-Schritt-Konzept.
Belgiens Hoffnungsträger deutet jedoch an, dass es Zeit braucht. Er erwartet nicht, 2026 schon Ergebnisse im Gesamtklassement einzufahren. Vielmehr geht es um Aufbauarbeit – darum, körperlich und mental die Basis zu legen für jene Jahre, in denen Belgien wieder einen Fahrer im Kampf um große Rundfahrten sehen möchte. Die Vuelta 2026 wird Widars Feuerprobe. Drei Wochen, die ihm mehr beibringen sollen als jede noch so gut geplante Trainingsphase.
Für Belgien könnte dieser Debütstart dennoch ein Moment sein, auf den viele lange gewartet haben. Nach einer Generation, die ihre größten Erfolge vor allem in Klassikern und im Zeitfahren fand, wächst mit Widar ein Fahrer heran, der das Profil eines echten Rundfahrers besitzt. Seine Saison 2026 wird der erste Hinweis sein, ob er diesen Weg auch auf WorldTour-Niveau gehen kann – und ob Belgien sich in den kommenden Jahren tatsächlich wieder Hoffnungen auf einen Grand-Tour-Kandidaten machen darf.
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