Sepp Kuss zeigt sich bei der
Tour de France 2025 wieder in starker Form. Der Amerikaner zählt in den Bergen erneut zu den Besten. Doch bislang ist der große Schlag gegen
Tadej Pogacar und UAE Team Emirates ausgeblieben. Kuss weiß: Gegen den aktuell härtesten Rivalen im Peloton gibt es keine einfachen Lösungen.
„Wir können nicht wirklich überrascht sein von Tadej. Natürlich hatten wir gehofft, näher dran zu sein, aber wenn man sieht, wie schnell er geklettert ist und wie er diese Lücke gerissen hat, dann ergibt das bei einem so schweren Anstieg einfach Sinn“, erklärte Kuss gegenüber Cyclism'Actu. Auf der 12. Etappe hatte er selbst am Col du Soulor das Tempo verschärft und das Feld auseinandergerissen. „Wir hoffen einfach, dass in den nächsten Tagen alle ein besseres Gefühl haben – und dann sehen wir, was möglich ist.“
Auch im Bergzeitfahren blieb der große Durchbruch aus. Zwar fielen die Abstände geringer aus als befürchtet, doch Jonas Vingegaard verlor trotzdem erneut über eine halbe Minute auf Pogacar – ein weiterer Rückschlag, der sich auf den ersten Blick wie eine Vorentscheidung anfühlt. „Wenn man das nur auf dem Papier betrachtet, könnte man sagen: Es ist vorbei. Aber so ist der Radsport. Alles kann passieren – wir haben gesehen, wie Tadej direkt nach dem Ruhetag gestürzt ist. Man kann eingeklemmt werden, einen schlechten Moment haben… alles ist möglich“, mahnte Kuss.
Er erinnert daran, dass erst zwei schwere Bergetappen hinter dem Feld liegen und die brutalsten Prüfungen noch bevorstehen. Zudem sei die Tour von Anfang an in hohem Tempo gefahren worden – ein Faktor, der die letzte Woche entscheidend prägen könnte.
„Die härtesten Etappen kommen erst noch. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir kontrollieren können, und jede Chance nutzen, die sich bietet“, so Kuss weiter. Das Tempo am Soulor sei genau der Plan gewesen. „Wir wollten Pogacar isolieren. Wenn wir alle einen guten Tag erwischt hätten, wäre da sicher mehr drin gewesen. Aber wir mussten die Taktik eben etwas anpassen – das gehört dazu.“ Besonders Matteo Jorgensons Probleme am Anstieg machten der Offensive einen Strich durch die Rechnung.
Trotzdem ist Kuss überzeugt, dass Visma | Lease a Bike die richtigen Entscheidungen trifft. „Wenn wir im Rennen unsere Züge fahren, dann sind das Momente, in denen sich jeder quälen muss. Wir ziehen das Feld ja nicht 200 Kilometer durch. Natürlich muss man alles geben – aber man setzt die richtigen Fahrer zur richtigen Zeit ein. Und oft tut es mehr weh, auf Platz sechs zu sitzen, als ganz vorne oder direkt hinter uns. Ich denke also, wir machen das ziemlich clever.“