Mit gerade einmal 26 Jahren hat
Tadej Pogacar bereits 21 Etappensiege bei der
Tour de France gesammelt – und die Zahl steigt weiter. Vier Mal triumphierte der Slowene allein bei der diesjährigen Ausgabe, zuletzt am Peyragudes. Nach seinem neuerlichen Coup stellte sich der Weltmeister der Frage, warum er selbst dann auf Sieg fährt, wenn es scheinbar nicht nötig wäre.
„Ich bin nicht hier, um mir Feinde zu machen. Aber das ist die Tour de France – da nimmt man keine Geschenke an und verteilt auch keine“,
stellte Pogacar gegenüber Cyclingnews klar. „Man weiß nie, wann der letzte Tag ist. Und ganz ehrlich: Das Team bezahlt dich nicht dafür, Gelegenheiten liegen zu lassen.“
Der Kapitän von UAE Team Emirates – XRG ist nicht nur der Topverdiener im Peloton, sondern auch der Fahrer, der seinem Team verlässlich Siege liefert. Er jagt dabei nicht nur Etappen, sondern womöglich auch den Tour-Rekord für Tagessiege – ein Rekord, den Mark Cavendish im Vorjahr übernommen hatte und der einst jahrzehntelang Eddy Merckx gehörte.
Gierig fühlt sich Pogacar deswegen keineswegs. Für ihn geht es darum, die harte Arbeit seines Teams zu belohnen – auf und neben dem Rad. „Mein Team gibt jeden Tag alles dafür, dass ich bei der Tour am Start stehe. Wenn ich dann auf eigene Faust entscheiden würde, Chancen zu verschenken, wäre niemand glücklich. Wenn sich also eine Möglichkeit bietet, werde ich nicht Nein sagen.“
Auch zu seinem möglichen Vermächtnis bezog der Slowene Stellung. Ihm sei bewusst, dass ihn nach seiner Karriere nicht jeder Fahrer mögen werde – und das sei für ihn völlig in Ordnung. „Am Ende werde ich nicht mit 99 Prozent des Pelotons befreundet sein. Ich konzentriere mich auf meine Familie und meine Freunde.“
Trotz seines Vorsprungs von über vier Minuten auf Jonas Vingegaard denkt Pogacar noch lange nicht an den Gesamtsieg. „Ich hatte schon viele gute Touren – mit Etappensiegen und zweiten Plätzen. Aber es gab auch immer wieder Momente, in denen andere Zeit auf mich gutgemacht haben. Man weiß nie, ob es diese Tour ist, in der ich einen schlechten Tag erwische. Ich würde nicht sagen, ich bin unantastbar. Ich versuche es – aber sicher sein kann man nie.“