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Jasper Philipsen endete die Vuelta a España 2025 nicht mit der Chance auf einen vierten Etappensieg, sondern mit einem Winken aus dem Teambus. Der belgische Sprinter, der bei der Rundfahrt bereits drei Siege gefeiert hatte, schilderte in seiner Kolumne für Het Belang van Limburg, wie ihn der Abbruch am Schlusstag persönlich traf.
Besonders bitter: Familie und Freunde hatten kurzfristig die Reise nach Madrid angetreten – nur um kein einziges Rennen zu sehen. „Sie hatten in letzter Minute beschlossen, einen Wochenendtrip nach Madrid zu planen, um mich anzufeuern. Sie sahen keinen einzigen Meter des Rennens“, schrieb Philipsen. Für einen Fahrer, der von der Atmosphäre großer Finaltage lebt, wie schon in Paris bei der Tour, fühlte sich das Fehlen eines Rennens leer an. „Nun, das ist die Geschichte dieser Vuelta, nicht wahr? Ich habe mich gerade gewaschen, aber wir haben heute nicht viel geschwitzt. Es ist eine Schande für uns Fahrer und die Organisatoren, dass wir nicht einfach unseren Job machen konnten.“
Ein abgesagtes Finale in Madrid
Die 21. Etappe hätte das Peloton über mehrere Runden durch die spanische Hauptstadt geführt und in einem Sprint enden sollen, bei dem Philipsen klarer Favorit gewesen wäre. Stattdessen blockierten pro-palästinensische Demonstranten die Strecke, sodass die Organisatoren das Rennen abbrechen mussten, noch bevor es begonnen hatte. Binnen Minuten erhielten die Fahrer die offizielle Bestätigung: kein Rennen mehr.
Philipsen schilderte die surreale Situation: „Wir haben selbst keine Demonstranten gesehen. Bei der Einfahrt nach Madrid gab es eine Blockade, dann ließ man uns sofort auf das Gelände. Kaum Minuten später war es beschlossene Sache, und wir bekamen die Entscheidung in den Hörer: Es wird kein Rennen mehr geben.“
Bereits zuvor hatten Proteste und Umstände die Vuelta geprägt: Das Mannschaftszeitfahren der 5. Etappe wurde verschoben, die 11. Etappe neutralisiert, der entscheidende Anstieg der 16. Etappe gestrichen und das Zeitfahren in Valladolid halbiert. Eigentlich sollte Madrid mit einem festlichen Finale Normalität bringen – doch stattdessen prägte die Politik das Bild der Rundfahrt.
Persönliche Enttäuschung trotz drei Siegen
Für Philipsen stand nicht nur der sportliche Erfolg im Fokus. „Nicht schlecht für einen Fahrer, der sich bei diesem Etappenrennen nicht besonders gut gefühlt hat“, kommentierte er seine drei Siege. Doch ein vierter Triumph hätte das perfekte Finale bedeutet. Stattdessen musste er seine Familie trösten: „Sie haben in letzter Minute beschlossen, ein Wochenende in Madrid zu verbringen, um mich zu unterstützen. Sie haben nicht einen Meter Rennen gesehen. Dumm, aber ich nehme an, dass sie trotzdem eine gute Zeit haben werden, ohne das Peloton vorbeifliegen zu sehen.“
Gerade die Schlussetappe in Madrid gilt traditionell als eine der wenigen sicheren Sprintchancen bei der Vuelta. Für Philipsen, bekannt für seine Endgeschwindigkeit, war es die ideale Bühne – eine Bühne, die ihm letztlich genommen wurde.
Offizielle Reaktionen
Für die Organisatoren war der Abbruch unausweichlich. Die Behörden in Madrid und das spanische Sportministerium erklärten, die Sicherheit der Fahrer sei nicht mehr zu gewährleisten. Spaniens Sportministerin Pilar Alegria betonte: „Es wäre eine schlechte Nachricht, wenn ein Wettbewerb dieser Größenordnung ausgesetzt werden müsste. Die spanische Gesellschaft kann und darf angesichts der Geschehnisse in Gaza nicht neutral bleiben. Auch der Sport kann sich nicht von der Realität abwenden, die ihn umgibt.“