„Der Mont Ventoux schlägt hart zu“ – Alberto Contador warnt vor brutalem Finale der 16. Tour-Etappe

Radsport
durch Nic Gayer
Dienstag, 22 Juli 2025 um 12:15
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Die 16. Etappe der Tour de France 2025 startet ruhig, doch das Finale am Mont Ventoux verspricht heftigen Kampf. Auf 171 Kilometern von Montpellier führt die Strecke zunächst über flaches Terrain, bevor sich das Peloton auf den legendären Anstieg vorbereitet – erstmals seit vier Jahren kehren die Fahrer zurück zum „Géant de Provence“. Alberto Contador, Experte bei Eurosport, beschreibt die Herausforderung als extrem konzentriert und unerbittlich.

„15,7 Kilometer voller Härte“

„Die 15,7 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,8 Prozent sind schon heftig. Aber Achtung: Die Anfahrt davor ist ebenfalls brutal“, warnt Contador. „Manchmal stoppt der Wind das Feld schon vorher. Ich erinnere mich, wie ich bei der Dauphiné oder Tour de France auf dem Weg zum Pass mit 180 oder 190 Herzschlägen unterwegs war – allein in der Anfahrt.“
Der Mont Ventoux kennt keine Gnade. In der letzten Woche der Tour werden viele Fahrer die ersten 150 Kilometer auf Sparflamme fahren, um Kraft zu sparen für den entscheidenden Aufstieg. Doch sobald sie das offizielle Startbanner des Anstiegs erreichen, beginnt der Kampf – und der hat es in sich.
„Hier geht es nur darum, das Banner am Anfang zu erreichen und dann die Rampen mit neun bis zehn Prozent Steigung zu bewältigen“, erklärt Contador. „Der Pass ist tückisch, weil es kaum Kurven gibt. Man sieht, wie sich die Fahrer Stück für Stück aus der Gruppe lösen. Die ersten acht Kilometer sind besonders hart.“
Der untere Teil des Ventoux mit seinem bewaldeten Terrain ist bereits gnadenlos. Doch die Kombination aus steilen Steigungen und endlosen, monotonen Geraden setzt vielen zu. „Der bewaldete Abschnitt hat schlechten Boden, durch Baumwurzeln oft holprig“, erklärt Contador. „Die Steigungsprozente sind fast immer zweistellig, und es gibt kaum Kurven – das macht es psychologisch besonders schwer.“
Contador kennt den Berg aus eigener Erfahrung. Er erinnert sich besonders an eine Fahrt beim Critérium du Dauphiné 2009, bei der er mit einer Herzfrequenz von 197 Schlägen pro Minute eine Stunde und zwei Minuten auf dem Anstieg fuhr. „Damals war ich nicht in Topform und dachte nicht an die Tour. Fünf Wochen später kam mir der Anstieg bei der Tour ganz anders vor – der Unterschied zwischen guter und schlechter Form ist enorm.“

Vom Wald in die Mondlandschaft – Kampf gegen Wind und Monotonie

Der Charakter des Mont Ventoux verändert sich auf halber Höhe dramatisch. Der dunkle Wald weicht einer kahlen, windumtosten Mondlandschaft. „Wenn die bewaldete Zone endet und die offene, windige Zone beginnt, wissen alle Fahrer, dass sie sich jetzt auf dem Rad schützen müssen. Wer hier standhält, kann den Tag vielleicht noch retten“, so Contador.
„Der letzte Abschnitt ist völlig anders: besserer Asphalt, flacher, aber man muss mehr treten. Und natürlich ist da der Wind – der macht den Unterschied.“
Der Wind am Ventoux ist berüchtigt und kann kleine Lücken in der Gesamtwertung schnell zu großen Problemen werden lassen. Ohne Windschatten fühlt sich der Aufstieg noch härter an und fordert zusätzlich mentale Stärke.
„Am Ende erreicht man den Gipfel mit der berühmten Antenne, die die Fahrer schon von Weitem sehen“, beschreibt Contador. „Nach den schweren Rampen zu Beginn und am Schluss scheint sie nie näherzukommen. Der Mont Ventoux ist ein Berg, der den Unterschied macht – er ist einzigartig.“
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