„Das passiert in allen Sportarten“ – Mark Cavendish spricht über Doping, Lance Armstrong und den Wandel im Radsport

Radsport
durch Nic Gayer
Freitag, 31 Oktober 2025 um 12:15
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Mark Cavendish hat Generationen im Peloton geprägt. Der Brite, heute alleiniger Rekordhalter für Etappensiege bei der Tour de France, gehört zu den erfolgreichsten Fahrern der Geschichte. In einem aktuellen Interview sprach die „Manx Missile“ offen über seine Karriere, die dunklen Jahre dazwischen – und über das Thema Doping, das ihn seit Beginn seiner Laufbahn begleitet.
„Normalerweise nimmt man sich ein paar Monate frei und erholt sich davon. Bei mir wurde eine Fehldiagnose gestellt, die mich für ein paar Jahre in die Knie zwang“, erklärte Cavendish im Gespräch mit talkSPORT über seine Erkrankung am Epstein-Barr-Virus. Diese Diagnose brachte ihn auf seinem Weg zum Tour-Siegrekord fast zum Stillstand. Mehrfach stand seine Karriere vor dem Aus, doch 2023 fand er beim Team Astana neuen Mut. Beim Giro d’Italia kündigte er zunächst seinen Rücktritt an – nur um später um ein weiteres Jahr zu verlängern. Diese Entscheidung führte zu seinem legendären Triumph bei der Tour de France.

Zwischen Tiefpunkten und Triumph – ein Leben für den Radsport

Trotz des märchenhaften Endes war Cavendishs Karriere kein geradliniger Weg. Krankheiten, Verletzungen und Zweifel prägten seine Laufbahn. „Jeder Sportler, der seinen Beruf nicht auf hohem Niveau ausüben kann, hat es schwer. Das ist unser Leben, unser Lebensunterhalt, alles, was uns ausmacht“, sagte der Brite. „Ich hatte Glück, dass ich eine unterstützende Familie und ein starkes Umfeld um mich hatte.“
Besonders 2020 stand Cavendish am Rand des Karriereendes. Nach einem erfolglosen Jahr bei Bahrain - Victorious schien seine Zukunft ungewiss. „Ich hatte alles erreicht, und trotzdem bekamen Leute, die nie ein Rennen gewonnen hatten, einen Vertrag, während ich draußen saß, weil ich krank war“, erinnerte er sich. Erst mit der Verpflichtung durch Soudal - Quick-Step gelang ihm das große Comeback – samt Rückkehr auf die Tour-Bühne.

„Doping passiert überall, wo Geld fließt“

Im Interview kam Cavendish auch auf das Thema Doping zu sprechen – ein Thema, das angesichts der aktuellen Sperre von Oier Lazkano wieder in den Schlagzeilen steht. „Ich denke schon, ja. Wir werden als Sport nie ganz von unserer Vergangenheit loskommen. Aber der Radsport investiert enorm viel Zeit, Energie und Geld in den Kampf gegen Doping. Natürlich wird es immer Menschen geben, die betrügen“, sagte er.
Auch über Lance Armstrong äußerte er sich – differenziert, aber ehrlich. „Ja, er war ein Idol, als ich aufwuchs. Lance war sehr gut zu mir, als ich jung war. Er hat mehr als jeder andere vom Sport profitiert – aber auch mehr verloren als jeder andere.“
Für Cavendish ist Betrug kein exklusives Radsportproblem: „Das passiert überall, wo Geld, Macht und Ruhm im Spiel sind – im Sport, in der Unterhaltung, in der Wirtschaft. Der Unterschied ist: Der Radsport tut heute alles, um Betrüger zu erwischen.“

„Heute ist der Radsport sauberer als je zuvor“

Trotz aller Vorwürfe blickt Cavendish optimistisch auf den Zustand des modernen Pelotons. „Ich hätte nicht tun können, was ich getan habe, wenn der Radsport noch so wäre wie früher“, betonte er. „Zwanzig Jahre später beantworte ich immer noch Fragen zu Doping, und das wird wohl so bleiben. Aber es ist schön, endlich darüber sprechen zu können – so, wie ich es erlebt habe.“
Sein Fazit fällt deutlich aus: „Ich glaube wirklich, dass ich in einer der saubersten Sportarten der Welt gefahren bin – wenn nicht sogar in der saubersten. Der Radsport hat alles getan, um Doping zu bekämpfen.“
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