„Das ist meine größte Angst“ – Belgiens Teamarzt über Gesundheitsrisiken bei der WM in Ruanda

Radsport
Freitag, 19 September 2025 um 8:00
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Die Weltmeisterschaft 2025 in Kigali gelten als exotisch – im positiven wie im problematischen Sinn. Während Fans auf eine außergewöhnliche Kulisse blicken dürfen, sehen sich die Teamärzte mit einer ganzen Reihe von Herausforderungen konfrontiert. Von Moskitos über unzureichendes Trinkwasser bis hin zu wild lebenden Tieren: In Ostafrika lauern Risiken, die weit über die üblichen Sorgen bei europäischen Rennen hinausgehen.
„Wir haben vor einem Jahr mit den Vorbereitungen für diese Weltmeisterschaft begonnen“, erklärte der belgische Mannschaftsarzt Kris Van der Mieren im Gespräch mit HLN. Zunächst stand das Impfprogramm im Mittelpunkt.
Der Gesundheitsdienst empfahl Schutzimpfungen gegen Gelbfieber, DTP, Hepatitis A sowie Standardimpfungen wie Mumps, Masern und Röteln. „Die Impfung ist nicht obligatorisch, aber dringend empfohlen. Wir hatten keine Diskussionen – es gibt keine Impfgegner in unserem Team. Alle haben rechtzeitig begonnen“, so Van der Mieren.
Allein Impfungen reichen jedoch nicht aus. Kigali liegt in einer Malaria-Risikozone, daher müssen die Fahrer zusätzlich täglich Tabletten einnehmen. „Eine Infektion könnte dauerhafte Folgen haben. Auch darüber sind alle informiert worden“, betont der Arzt.
Der Vergleich mit den Weltmeisterschaften 2022 in Wollongong hinkt daher etwas: Während damals ebenfalls ein umfangreicher Gesundheitsplan nötig war, sind Mückenschutz und Moskitonetze in Ruanda weitaus entscheidender. „Prävention ist der Schlüssel. Man muss sich rund um die Uhr einsprühen, Sonnenschutzmittel auftragen und helle Kleidung tragen – sie hält Moskitos besser ab als dunkle.“
Auch beim Wasser geht die belgische Delegation keinerlei Risiko ein. Leitungswasser gilt in Ruanda nicht flächendeckend als sicher. „Zum Waschen ist es in Ordnung, für alles andere nutzen wir ausschließlich Flaschenwasser oder kochen es vorher ab“, erklärt Van der Mieren.
Auch Remco Evenepoel, der früh zum Zeitfahren nach Ruanda gereist ist, muss sich an die Regeln halten
Auch Remco Evenepoel, der früh zum Zeitfahren nach Ruanda gereist ist, muss sich an die Regeln halten
Besonders das Küchenteam steht dadurch unter Druck. „Salmonellen müssen um jeden Preis verhindert werden. Unsere Köche werden am Ende wahrscheinlich mehr Kalorien verbraucht haben als die Fahrer selbst.“
Darüber hinaus mahnt der Arzt zur Vorsicht beim Körperkontakt. Selbst ein Händeschütteln könne Krankheiten übertragen, gegen die die einheimische Bevölkerung resistent sei – nicht aber die Fahrer, die an einen sehr hohen Hygienestandard gewöhnt sind. Doch eine Gefahr sticht für Van der Mieren besonders heraus: die Tollwut. „Das ist meine größte Angst. Die Wahrscheinlichkeit eines Bisses durch einen tollwütigen Hund ist minimal, aber wenn es passiert, und es ist ein schwerer Biss, dann ist die Hölle los.“
Tollwut gilt in Europa als nahezu ausgerottet, in Afrika ist sie jedoch präsent. Eine unbehandelte Infektion endet immer tödlich, sobald Symptome auftreten. „Darum heißt es: sofortige Rückführung, intensive Behandlung mit Medikamenten und Wundversorgung.
Dann muss es nicht tödlich verlaufen – aber das ist Spezialistenarbeit.“ Für den Ernstfall hat Van der Mieren vorgesorgt. Er steht mit Krankenhäusern in Kigali in Kontakt und ist Teil einer internationalen WhatsApp-Gruppe, in der sich die Ärzte aller Teams sowie der UCI-Chefarzt austauschen. „Das war meine erste Frage, als die Weltmeisterschaften nach Ruanda vergeben wurden.“

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