Bradley Wiggins über Mark Cavendish: „Seine Größe auf dem Rad wird nur von seiner Freundschaft abseits des Rads übertroffen“

Radsport
Dienstag, 28 Oktober 2025 um 11:16
Bradley Wiggins Mark Cavendish
Als Bradley Wiggins und Mark Cavendish bei BBC Radio 2 Seite an Seite mit Dermot O’Leary saßen, wirkte es nicht nur wie das Wiedersehen zweier alter Teamkollegen – es war die Wiederbelebung einer Freundschaft, die in einigen der goldensten, aber auch turbulentesten Jahre des britischen Radsports entstanden war.
Für Wiggins war es ein Moment seltener Offenheit. „Ich hätte vor einem Jahr nie gedacht, dass ich jemals wieder mein Bein über ein Fahrrad schwingen würde“, sagte er ehrlich. „Vor vier oder fünf Jahren war ich vom Radsport wirklich enttäuscht. Ich war ziemlich verbittert. Jetzt fühlt es sich endlich befreiend an.“
Der fünffache Olympiasieger hat oft über die erdrückenden Erwartungen gesprochen, die nach seinem historischen Triumph bei der Tour de France 2012 auf ihn einstürzten – dem ersten Sieg eines Briten überhaupt. Der Weg danach sei, so Wiggins, vor allem eines gewesen: eine lange Suche nach der Freude am Sport.
Als Cavendish diese Worte hörte, griff er spontan über den Tisch und sagte mit einem Lächeln: „Gut gemacht. Ich bin so stolz auf dich, Kumpel – weißt du das?“
Wiggins erwiderte das Lächeln, bevor er erklärte, warum ausgerechnet Cavendish in diesem Prozess so wichtig für ihn war: „Mark war ein großer Teil davon. Er ist einer der wenigen Menschen, die sich immer nach mir erkundigt haben. Seine Größe auf dem Rad wird für mich nur noch von seiner Freundschaft abseits des Rads übertroffen.“
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Cavendish zog sich Ende 2024 aus dem Peloton zurück

Von Manchester nach Paris nach London - eine gemeinsame Geschichte der Erlösung

Es ist eine Freundschaft, die das gesamte Spektrum eines Sportlerlebens überdauert hat. Von den Velodromen in Manchester 2008, wo sie gemeinsam Weltmeister im Madison wurden, bis zu den Champs-Élysées 2012, als Wiggins – in Gelb gekleidet – Cavendish zum Etappensieg führte: ihre Karrieren schienen sich immer dann zu kreuzen, wenn Geschichte geschrieben wurde.
Auch wenn es während ihrer gemeinsamen Zeit bei Team Sky zu Spannungen kam, ist der gegenseitige Respekt nie wirklich verloren gegangen. Vier Jahre später, bei den Weltmeisterschaften in London, kehrte das Duo auf die Bahn zurück – und gewann erneut den Madison-Titel. Ein symbolischer Schlusspunkt für eine Partnerschaft, die die moderne Ära des britischen Radsports entscheidend geprägt hat.
Diese Erinnerung verlieh Cavendishs Worten bei BBC Radio 2 noch mehr Gewicht: „Das ist dasselbe – all das, was du für mich getan hast. Und wir haben nicht immer so miteinander gesprochen. Wir haben uns oft gestritten, oder?“
Dann dachte er zurück an Wiggins’ ruhige Führung in den entscheidenden Momenten seiner eigenen Karriere: „Ohne ihn hätte ich meine olympische Medaille nicht gewonnen. Er hat mir gezeigt, wie man eine Verfolgung fährt. Ich bin das Omnium gefahren – ein Durcheinander aus verschiedenen Disziplinen – und ohne seine Erfahrung hätte ich keine Chance gehabt. Wie er das Rennen verstanden hat, wie er für mich gefahren ist – so wie damals auf den Champs-Élysées – das vergesse ich nie.“
Schließlich kam Cavendish auf das Thema zurück, das beide seit Jahren verbindet: Glaube – die unsichtbare Währung all ihrer Comebacks. „Wissen Sie, was das Größte ist? Sein Glaube an mich in den letzten Jahren. Das kommt daher, dass er mich wirklich kennt – nicht, weil er von außen sagt: ‚Mit 40 kann man noch gewinnen.‘ Sein Vertrauen in mich bedeutet mir mehr, als er vielleicht je begreifen wird.“
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